Vor kurzem war ich auf der Limburg, auf der schwäbischen Alb. Ein Wacholderstrauch hat mich magisch angezogen. Dunkelgrün und geheimnisvoll stand er vor dem strahlend blauen Himmel und offerierte mir seine Beeren. Es ist ja bekannt, dass der Wacholder unsere Abwehrkräfte stärkt, und woher die Altvorderen das wussten, wurde mir sehr schnell klar, als ich ein paar Beeren ernten wollte. Ich habe mit seiner Wehrhaftigkeit und seinen spitzen Nadeln Bekanntschaft gemacht.
Der Wacholder ist ein europäischer Totembaum, ein magischer Baum. Er wurde zu alten Zeiten sehr verehrt und um ihn ranken sich viele Geschichten. Beeren des Wachholders wurden bereits an steinzeitlichen Feuerstellen gefunden, was belegt, wie lange er bereits genutzt wird. Mit seinem Holz wurde geräuchert. Auch seine Beeren hat man verräuchert und zu Zeiten der Pest wurde der Wacholder als Abwehr- und Stärkungsmittel eingesetzt. Immer wieder liest man über einen Vogel, der zu Pestzeiten gerufen hat: “Esst Wacholder und Bibernell, dann sterbt ihr net so schnell“.
Seinem starken Aroma wurde die Vertreibung von Krankheiten und bösen Mächten zugesprochen. Und seine magische Kraft überschreitet sogar die Grenze vom Leben zum Tod. Er galt als Hüter der Schwelle, weil nach altem Glauben die Seelen der Verstorbenen nicht unwiederbringlich gegangen sind, sondern sich noch im Schutz des Wacholders aufhalten. Oft wurde deshalb in der Nähe von Sterbenden Wacholder geräuchert und man hatte die Hoffnung, dass sich der Tod noch einmal vertreiben lässt und die Seele zurückkommt. Aus seinen Beeren kann man ein Amulett machen, zum Beispiel aufgefädelt als Kette um Arm oder Hals, dann ist man vor unguten Energien geschützt. Der Wacholder hat eine stark desinfizierende Wirkung. Man kann Räume mit einer Wacholderräucherung klären, oder seine Aura damit von unguten Energien befreien. Oder man zerkaut die Beeren und schützt sich so ganz praktisch beispielsweise vor Erkältung.
Sein Rauch vertreibt alles Böse. Deshalb können wir uns und unseren Ritualplatz mit Wacholder räuchern und können dann geschützt meditieren oder unsere magischen Wirken durchführen. Wenn wir in unseren Samhain-Ritualen eine Wacholderbeere zerkauen, können wir uns mit der alten, dunklen Göttin verbinden, in Kontakt mit ihr gehen und um ihren Schutz in der dunklen Zeit bitten.
Rhiannon