Ahnenfrauen und Vormütter

An Samhain und in unserer christlichen Kultur Allerheiligen / Allerseelen sind die Schleier zu den anderen Welten dünn. Und so ist es auch eine Zeit, in der wir die Nähe, die Verbundenheit zu unseren Ahnen, unseren Ahnfrauen, unseren Vormüttern stärken, und sie in Dankbarkeit ehren können.

Unsere Ahnfrauen, unsere Vormütter, haben unsere Wege bereitet. Aus ihrem Wissen, aus ihrem Wirken und aus ihren Erfahrungen, schöpfen und wachsen wir. Ihre Gesänge und ihre Geschichten erzählen von den Farben des Lebens, von den Farben des Seins, von den Farben der Liebe. Sie singen von Verbundenheit mit Mutter Erde und dem Kosmos, von der Verbundenheit mit allen Geschöpfen und der Verbundenheit mit dem göttlichen Sein. Sie tragen den Funken der Schöpfung zu uns und ermutigen uns, unser Feuer zu nähren, es zum Leuchten zu bringen und zum Wohle aller einzusetzen. Und ja, sie singen nicht nur von der Freude, dem Frieden und dem Glück – nein, in ihren Liedern erhält auch der schmerzhafte Verlust, das Scheitern, die Wut und die Verletzung ihren Raum. Es ist ein vielstimmiger und manchmal ein schrägtönender Gesang. Ihre Geschichten und Mythen öffnen uns Räume zu tief verborgenem Wissen und erwecken diese und die Erinnerung in uns, in unseren Zellen.

Das Sein unserer Ahnen ist Mutterboden – ein Wurzelnetz, zart und stark, welches uns nährt und mit dem unsere eigenen Wurzeln eine Verbindung eingehen. Es ist ururalt und wirkt durch die die Zeiten hinweg, durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. In Dankbarkeit spüren wir Verantwortlichkeit als Mitgestalterinnen und Mutterbodenerhalterinnen für die, die nach uns kommen.

Manchmal ist die Verbindung zu Vormüttern, Müttern, Großmüttern, etc. geprägt von seelischen und/oder körperlichen Verletzungen. Da ist zur eigenen Heilung Distanz notwendig. Oder manchmal hat frau sie nie persönlich kennengelernt und Verbindung aufzunehmen ist dadurch schwer bis unmöglich. Doch Ahnfrauen und Vormütter müssen nicht unbedingt zur familiären (Bluts-)Linie gehören. Mit Blick auf die eigene Lebens- und Beziehungslandschaft begegnen uns Frauen, die uns geprägt, uns gelehrt, uns ermutigt, uns etwas geschenkt und uns vielleicht wohlwollend eine Zeit lang begleitet haben.

Lasst uns die Augen schließen und unser Herz öffnen für die lange Reihe der leiblichen und nicht-leiblichen Vormütter. Derjenigen Ahnfrauen, die hinter uns stehen, uns den Rücken stärken, uns manchmal den Impuls für den nächsten Schritt schenken, uns halten, wenn wir unseren Halt verloren haben, uns an unsere Einzigartigkeit erinnern, uns zuflüstern, dass wir jemand ganz Besonderes sind, wenn wir an uns zweifeln, uns ermutigen, widerständig zu sein und uns einzusetzen, für Mutter Erde und ihre Seinsformen.

Merliana