Kräuterstrauß vor Kerze

Magisches Wirken zu Lammas – Lugnasad – Kräuterweihe

Bild: Bridget

Jetzt ist die Zeit, heilsame Kräuter für unseren Jahresbedarf zu ernten, denn jetzt sind sie prallvoll mit ihren heilsamen Inhaltsstoffen. Sie haben die Sonne gespeichert, sich im Wind gewiegt und den Regensegen in sich aufgenommen. Sprich mit den Pflanzen, wenn du Blüten oder Blätter mit deinem Bolline, deinem Arbeitsmesser, erntest, um die Pflanzendevas und Mutter Erde zu ehren. Denn Ernten ist auch abschneiden, beenden, töten, damit du selbst leben kannst – so funktioniert Lebendigsein, alles ist im Fluss. Beachte ganz praktisch dabei, einen geeigneten Ernteplatz zu finden: nicht im Naturschutzgebiet, an Straßenrändern oder am Bahndamm, sondern in oder an Wiesen und Orten, die nicht gedüngt wurden. Nimm auch nur so viel, wie du wirklich für deinen Jahresbedarf benötigst, nimm nur oberirdische Teile der Pflanze, damit sie weiterleben kann, und schau, dass immer Pflanzen einer Art stehen bleiben, damit du auch in zukünftigen Jahren den Erntesegen genießen kannst. Die beste Erntezeit ist am Vormittag, wenn der Tag trocken ist. Zum Trocknen deiner Heilkräuter kannst du sie auf unbedrucktes Papier an einem luftigen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung auslegen und wendest sie nach ein paar Tagen immer mal wieder. Auch mit Fliegengitter bespannte Rahmen sind dafür sehr geeignet. Selbstverständlich kannst du die Kräuter auch in Form von aufgehängten Büscheln trocknen.

Kräuterstrauß

Für einen magischen Kräuterbuschen gehst du ganz bewusst auf die Suche: Er kann 7, 9, 13, 21, 33 oder eine andere bedeutsame Anzahl von verschiedenen Kräutern enthalten: beispielweise Beifuß, Dost, Eisenkraut, Frauenmantel, Johanniskraut, Königskerze, Malve, Quendel, Schachtelhalm, Schafgarbe, Taubnessel oder andere für dich bedeutsame Kräuter. Wenn du die Kräuter beisammen hast, dann lege dir ein Band in einer dir wichtigen Farbe dazu und bereite dich für ein magisches Wirken vor. Nimm dir eine Auszeit und sorge dafür, dass du nicht gestört wirst. Kleide und schmücke dich schön mit Dingen, die für dich besondere Bedeutung haben. Entzünde eine Kerze oder ein Feuer – je nachdem, was dir möglich ist, alles ist gleich gut – um den Segen der Sonne zu ehren. Gedenke der Kräfte der Elemente oder singe sie herbei und visualisiere einen schützenden Kreis um dich und deinen magischen Raum herum. Du kannst ihn auch drei Mal im Uhrzeigersinn abgehen, um ihn zu manifestieren. Nun setze dich entspannt und ruhig vor deine Flamme, finde Ruhe und lass deine Gedanken dahin gehen, was sich in deinem Leben überlebt hat und was du endgültig abschneiden willst. Lass dein Jahr an dir vorüberziehen und finde, wofür du dankbar bist, was du behalten und was du verabschieden möchtest. Wenn du das ganz klar vor Augen hast und in Worte formulieren kannst, dann öffne die Augen und mach den ersten Schritt, nämlich das Abschneiden. Stelle dich gut und fest auf Mutter Erde hin, visualisiere das vor dir, was du abschneiden willst, benenne es laut, danke für sein Dasein, verabschiede dich davon und mache eine schneidende Bewegung mit deinem aktiven Arm, wie mit einer schneidenden Sichel. Atme dabei kräftig aus und spüre eine Weile nach, wie es sich anfühlt, es abgeschnitten zu haben. Es ist nun in Mutter Erde und darf sich wandeln. Wenn du so weit bist, dann setze dich in Ruhe hin, vielleicht magst du dazu summen, und gedenke der Dinge, die du in deinem Leben liebevoll behalten willst. Nimm dabei die Kräuter und lege sie nach und nach zu einem schönen Kräuterbündel zusammen. Wenn du an alles gedacht hast, was du behalten willst und es in deinen Kräuterbuschen hineingebunden hast, so winde dein Band um den Strauß, um ihn zu befestigen. Halte ihn an dein Herz, nimm Verbindung auf und lasse deine Dankbarkeit und Liebe in ihn hineinfließen. Danke Mutter Erde für ihre Gaben an dich. So ist das Wirken in Schönheit gewirkt, du verabschiedest die Elemente, löschst die Kerze oder das Feuer und öffnest den Kreis gegen den Uhrzeigersinn. Den Kräuterbuschen hängst du in deiner Wohnung an einen guten Ort und lässt ihn dort trocknen. In dunklen Zeiten kannst du Teile davon räuchern, um an die Dankbarkeit, die Fülle und an den Sonnenschein anzuknüpfen.

AnaNut

Lindenzweig mit Blühten und Blatt

Hochsommer – Zeit der Friedensgöttin

Bild: Bridget

Alle Wesen, auch Mutter Erde selbst, geben sich jetzt der Wärme und Hitze der Sommersonne hin, eine langsame und sachte Stille füllt die Welt. Jetzt reifen Früchte, Obst und Korn. Mutter Natur beschenkt in der Hoch-Zeit der Sonne alle ihre Kinder mit dieser aktiven, schwingenden Ruhe des Reifens. Das Reifen ist in jeder Hinsicht ein innerer Prozess, getragen von einer geheimnisvollen sorgsam-ruhigen Aktivität. Äußerlich ist davon wenig sichtbar.

Der Hochsommer mit dieser Qualität des lautlosen Entwickelns, Formens und Reifens ist die Voraussetzung dafür, dass die Fülle entstehen kann, die unsere Bedürfnisse stillt. Und die daraus erwachsende Zu“frieden“heit ist Voraussetzung für Frieden.

In der alten mütterlichen Ordnung herrschte im Hochsommer grundsätzlich der „Höhere Frieden“, der die Unverletzlichkeit allen Lebens garantierte. Jede Fehde oder gar Kriege, jede aggressive Handlung war im Hochsommer tabu. Daran mögen wir uns erinnern, wenn wir unzu“frieden“ sind: Warten und die Dinge reifen lassen…

Im Zeichen der Friedensgöttin versammelten sich die Menschen inmitten des Ortes unter der Linde, dem Friedensbaum. In diesem spirituellen Raum unter der Linde wachsen und reifen die Dinge. Beziehungen gedeihen, Vertrauen wächst –es sind die Grundlagen allen zukünftigen Wohlstandes, aller Zufriedenheit auf der Basis gestillter oder wenigstens besänftigter Bedürfnisse.

Avesta

unter einem Lindenbaum

Ein Erlebnis mit der Heilkraft der Linde

Bild: Bridget

Allein das Aussprechen „Linde“ erweckt in mir ein Gefühl von tiefem Frieden. Mit ihren herzförmigen Blättern ist die Linde eine der großen starken Bäume in unserer Landschaft. Sie strahlt Liebe und Heilung auf allen Ebenen aus.

In der warmen Sommersonne lehne ich an ihrem starken uralten Stamm, der unweit von einer kleinen Kapelle, einem Pilgerort im Elsaß steht. Mit ihr im Verbund stehen rund um diesen besonderen Platz einige sehr alte und auch junge Linden. Der Stamm von „meiner“ Linde ist so dick, dass ich sie alleine nicht umfassen kann und ihre ausladende Krone schenkt mir einen lichten angenehmen Schatten. 

Alles an der Linde ist heilsam, das spüre ich sehr deutlich und im Schutz von Uraltmutter Linde vertiefe und konzentriere ich die Gedanken auf mein Wirken zu meinem Übergangsritual zur Alten. In meiner Hand halte ich eine aufgeblühte rote Rose:  Ich löse ein Blatt nach dem anderen, lasse jedes Blatt unwiderruflich fallen – ich löse, ich lasse fallen, ich lasse los. Es ist mein erstes Übergangsritual zur Alten, kein Blut mehr, ein endgültiger Abschied von der fruchtbaren Phase und dem zyklischen Eingebundensein. Die Linde hört zu und tröstet mich, sanft bewegen sich ihre herzförmigen Blätter und raunen mir zu: „Bei mir bist du angenommen…“.  Zuversicht breitet sich in mir aus. Mein Rücken ist mit ihrer starken Energie durchflutet, die mich tief beruhigt. Ich fühle mich so nah bei ihr, in einem beschützten Raum liebevoll geborgen. Hier kann ich über mein Leben nachsinnen: Was habe ich erschaffen, ins Leben getanzt? Was war von Wert? Wo waren Hürden, wo falsche Wege? Was ist vergangen? Was darf leicht gehen? Was ist für immer verloren? Jeder Gedanke, jedes Loslassen ist ein Rosenblatt bis sie nach und nach alle um mich herum liegen, mein Abschied von der roten Zeit. Gehalten von Mutter Linde bleibe ich bei meinen Abschiedsgedanken, bin in Abschiedstrauer, betrachte die roten Blätter am Boden, atme … werde ruhig… Allmählich  breitet sich heilsame Stille in mir aus.

Aus dieser Stille heraus formt sich in mir eine Frage: „Mutter Linde, wo ist mein Weg, mein Platz im Reich der Alten?“ und Mutter Linde raunt: „Schau dich um! Sieh mich an!“

„Ja ich weiß, du bist alt und stark“, denke ich lächelnd und schaue an ihr hoch. – Doch plötzlich fällt mein Blick auf ihren uralten Stamm und dann auf den Boden rund um meinen Sitzplatz: Lauter junge Triebe, unzählige kleine grüne Äste mit zarten Blättern sprießen seitlich überall rund um meinen Sitzplatz aus dem Boden hervor. Wie konnte ich dies übersehen?

„Danke, danke, oh ja, du hast recht, es gibt noch vieles zu erschaffen, es ist nicht das Ende!“ Ich spüre, wie die Freude in mir Raum gewinnt, „Wir haben einige Jahre schon auf dem Buckel, doch überall ist auch neues Leben in dir und auch in mir!“ Gleichzeitig begreife ich, dass jedes der gefallenden Rosenblätter, die vor mir ausgebreitet auf dem Boden liegen, eine Erfahrung birgt, eine Weisheit, die mich hat reifen lassen, meine Lebensweisheiten liegen ausgebreitet vor mir.

„Liebe heilige Mutter Linde, danke für diese Erkenntnis, welch nährendes Weisheitsgeschenk von dir!“ Ich beginne zu summen, dann zu Singen, es ist ein Dankesgesang an Mutter Linde, ich stehe auf, umkreise sie, singe und danke für ihr Dasein.

Immer wenn ich an diesen magischen Moment zurückdenke, bin ich tief berührt und dankbar für ihre besänftigende Zuwendung, ihre Weisheit und das Angenommensein. Die natürliche Welt ist eine große Heilerin und es wundert mich nicht, dass hier an diesem besonderen heiligen Ort Linden stehen und viele Menschen noch heute hierher pilgern, um Trost und Heilung zu erbitten. 

Vielleicht gibt es in deiner Nähe auch eine Linde, die du besuchen kannst, um ihre liebevolle Ausstrahlung zu ergründen oder um „Linderung“ zu erfahren. Sie freut sich sicher auf dich.

Wissenswertes: Alles an der Linde ist heilsam

Die Linde ist ein Gemeinschaftsbaum, den wir oft auf Dorfplätzen finden. Unter ihrer sanften Atmosphäre wurde getanzt, gefeiert, sich ausgetauscht und zu früheren Zeiten das Recht, das „milde Urteil“ gesprochen. Ihre herzförmigen Blätter verkörpern Milde und Liebeskraft, die auf allen Ebenen lindert und unsere Herzen anspricht. Wenn wir etwas „gelinde gesagt“ ausdrücken, dann spricht unser Herz mit und dies geht besonders gut unter den großen alten Linden.

Im Frühling sind ihre zarten Blätter sehr schmackhaft für unseren Salat. Im Sommer sammeln wir die Blüten für Tee, der eine wunderbare Medizin bei Erkältung ist. Die Blütenblätter und die Rinde wirken fiebersenkend, entzündungshemmend und krampflösend. Die Lindenasche wirkt desinfizierend und wurde zum Zähneputzen verwendet. Unsere Vorfahren verwendeten den Bast der Linde, der sich direkt unter der Rinde befindet, um beispielsweise Seile und Bekleidung herzustellen.

Bridget

Blüten vom Johanniskraut

Heilsein

Bild: AnaNut

Heilsein das ist das Thema unseres neuen Newsletters. Dazu kann frau viel schreiben, Heilsein im Sinne von gesund sein, gesund werden, über Heilmethoden wie z.B. Homöopathie, Kräuterkunde, klassischer Medizin, chinesische Medizin usw.

Aber Heilsein ist ja mehr als gesund sein. Manche Menschen sind „heil“ aber nicht körperlich gesund. Manche körperlich gesunde Menschen sind nicht heil. Für mich ist Heilsein: „Ich bin wie ich bin, ich akzeptiere mich, ich fühle mich wohl mit mir.“ Und: „Ich kenne meine Grenzen, meine Unzulänglichkeiten, und ich arbeite immer wieder an mir. Dazu gehört: „Ich kümmere mich darum, mich ‘wohl zu befinden’“.

Heilsein setzt voraus, dass ich mich kenne. Dass ich mich mit mir auseinandergesetzt habe. Dass ich mich immer wieder mit mir auseinandersetze. Dass ich in die Spiegel schaue, die mir vorgehalten werden, und entscheide, was mit mir zu tun hat und was nicht.

Dass ich meine Schwächen aufspüre, aber nicht, um mich dafür zu verurteilen, mich selbst fertig zu machen, sondern um sie mir einzugestehen und sie entweder zu belächeln oder aber daran zu arbeiten, sie anzunehmen und zu verwandeln.

Erst dann kann ich spüren, dass ich heil bin, dass ich mich „wohl befinde“.

Und dann kann ich mich fragen: Was kann ich tun, um mein Wohlbefinden zu stärken? Denn wenn ich mich „wohl befinde“ dann bin ich heil. Dann kann ich immer noch um meine Unzulänglichkeiten wissen, meine Zipperlein spüren, ich kann sie aber akzeptieren oder eben verwandeln. Nicht hadern und nachhängen.

Manchmal ist es wichtig, dass ich mir selbst Zuwendung gebe, mich wieder ins Lot bringe und dazu kann eine Handlung helfen, die mir guttut. Ich kann z. B. schön essen gehen, kann mir ein Wellness-Wochenende schenken, kann in die Oper gehen, Kunst genießen, mich in einem Chor anmelden, Yoga machen….

Das alles kann ich tun, das machen viele, aber all diese Dinge dürfen nicht in eine Konsumhaltung münden, sonst werden sie flach und unterscheiden sich nicht davon, dass ich halt immer mal wieder gut essen gehe usw. Es kommt dabei auf meine innere Haltung an. Ich muss mir ganz explizit sagen, diese Zuwendungshandlung mache ich für mich, jetzt, schenke mir das, mir ganz alleine.

Ein Beispiel: Ich möchte in die Oper gehen als eine Handlung der Zuwendung für mich. Ich mache daraus ein kleines Ritual, ziehe mich schön an, lege schönen Schmuck an, richte mich her, so wie ich es mir vorstelle.

Ich lege mir in meiner Wohnung eine Schwelle (aus einem Stöckchen, Steinen, Hölzern, was auch immer), die ich überschreite und sage mir dabei: „Ich gehe jetzt in die Oper, genieße den Abend und ich tue das nur für mich, für mein Wohlbefinden.“ Das sage ich laut, dadurch bekommt es Kraft. 

Beim Zurückkommen kann ich wieder über diese Schwelle treten und das kleine Ritual beenden. Laut danken, dass ich es getan habe, danken für die Möglichkeit, meine innere Zufriedenheit, eben mein „Heil-Sein“ zu stärken. Mir sagen, dass diese Zuwendung für mich war, weil ich mir wichtig bin. Und danke für einen wunderschönen Abend.

So kann ich heil werden, heil sein und das auch immer wieder spüren.

Rhiannon

Blick über einen See mit Bäumen am Ufer

Einstimmung auf die Lammas-Küche

Bild: Merliana

Wenn dieser Newsletter zu Lammas erscheint, befinde ich mich in der Küche. In der Küche mitten in der Ile de France, um die Teilnehmerinnen der Höhlenreise kulinarisch zu begleiten. Inzwischen bin ich mittendrin mich einzustimmen, mit dem Thema der Reise sowie mit den Höhlen, die dieses Jahr besucht werden. So liegt es für mich nahe, mich nun ebenso einzustimmen und dich in meine spirituelle Küche, die Höhlenküche mitzunehmen. (Nein, ich koche nicht in einer Höhle. Das ist mein persönlicher Ausdruck für diese Zeit und ja, auch für die besondere Art des Kochens an diesem Ort.) Bei der Einstimmung auf diese Zeit des Kochens erstelle ich einen Speiseplan, denn das strukturiert meine Einkäufe vor der Reise. Bin ich angekommen, lasse ich den Speiseplan los. Jeden Tag stimme ich mich erneut ein, lausche der Gruppenseele, der Höhlenessenz und ja, auch meiner Seele und so tauchen Bilder auf, ich lausche auf Botschaften, spüre Empfindungen nach und , langsam, langsam entsteht ein Gericht, ein Menü, in welches all das hineingeschnitten, gerührt, gekocht und schließlich präsentiert und aufgetischt wird. Warum schreibe ich das? Ich beschreibe / erzähle dir nun meine Art, mich auf ein Thema, hier beispielhaft Lammas, einzustimmen, und lade dich ein, beim Lesen meiner Worte dir selbst in der Lammas-Zeit deinen Empfindungen, deinen Bildern, etc. zu lauschen und zu schauen, welche Impulse und Botschaften dir kommen.

Es ist Hochsommer und wir genießen das unbeschwerte Sein im Außen, die Fülle und vielfältige Schönheit, die Mutter Erde vor uns ausbreitet. Und doch gesellt sich hier und da zu der Freude eine leise Traurigkeit, eine Ahnung des Abschieds. Um diesem leisen Abschiedsschmerz zu begegnen, mich für ihn zu öffnen, zieht es mich zum Wasser, zum See: mich aufs Wasser legen, mich vom Wasser tragen lassen und so gleichsam mit oben und unten verbunden fühlen – gehalten und getragen, lösen, loslassen und mich anvertrauen, den klaren und auch dunklen Wassern.

Vollziehen wir unsere Bewegungen in Harmonie, im Einklang mit dem Wasser, können wir wahrnehmen, wie das Wasser uns trägt, wie sich Erstarrtes, Verhärtetes in uns sanft zu lösen beginnt, wie wir weicher werden, uns beginnen zu öffnen für das, was ist. Manchmal beginnen Tränen zu fließen, die dieses sich heilsame Öffnen und Lösen unterstützen. Wir spüren, welche große heilsame Kraft in der Sanftheit liegt. Im Gegensatz zum Schwimmbad sehen wir in Seen  nicht immer auf den Grund und auch nicht, was sich im dunklen, geheimnisvollen Wasser verbirgt. So schenkt der See die Kraft, sich für das zu öffnen, was im Dunklen, Verborgenen liegt, die Kraft, dem Unbehaglichen zu begegnen.

Morgens ist es still am See, die Wasseroberfläche gleicht einem Spiegel. Ich gleite hinein ins Wasser, schwimme in die Mitte des Sees, drehe mich auf den Rücken und lasse mich tragen (sinkst du eher schnell ab, dann nimm ein oder zwei Schwimmnudeln mit, lege sie unter deine Knie und unter deinen Nacken). Die Augen geschlossen, die Sonne strahlt auf mein Gesicht, meinen Körper und unter mir ist irgendwo der Grund. Ich ruhe auf dem Wasser, mein Atem wird ruhiger, ich lausche. Es ist ein wohltuendes Gefühl, mich vom Wasser tragen zu lassen, es fühlt sich ein wenig an wie Schweben und die wärmende Sonne zu spüren. Ich spüre eine Traurigkeit und Schwere in meinem Herzen, die ich nicht näher benennen oder fassen kann. So gelingt es mir nicht,  mich gänzlich dem Wasser anzuvertrauen. Mein Kopf möchte die Schwere loswerden, doch mein Herz vermag es nicht. Unter mir entstehen langsame Wellenbewegungen, die mich sanft in eine schaukelnde Bewegung bringen. Ich lausche, es gilt die Traurigkeit anzunehmen, mich für sie zu öffnen – ein erster Schritt für die Heilung?! Ich öffne die Augen, schwimme zurück und lege mich ins Gras. Ich gleite hinüber….

Ein wogendes Kornfeld, roter Mohn und blaue Kornblumen wiegen sich mit den goldenen Ähren. Ceres erscheint als Kornmutter, ihre Haare sind lichtfunken-sprühende Ähren und sie verschmilzt mit dem sich wogenden Feld. Im Wind klingt die Ahnung, dass im Schnitt des Korns der Abschied meiner Tochter sich ankündigt. Es ist ein erstes Abschiednehmen. Ich frage mich: „Beinhaltet mütterliche Liebe und Fürsorge auch, die Töchter oder die töchterlichen Herzensprojekte loszulassen, ihnen zu vertrauen, sie ihre Wege, und wenn auch ganz andere, gehen zu lassen? Ja, so ist es, bestätigt Ceres im Wogen des Korns. Ich bedanke mich bei Ceres, und lasse ihre Impulse und Botschaften in mir nachklingen. Ich verabschiede mich nun vom See.

Die Traurigkeit möchte im Gericht, in der Speise auf jeden Fall einen Platz erhalten.ch verbinde kein Gemüse, keine Pflanze, kein Gewürz per se mit Traurigkeit. Somit / daher ist für mich das Herangehen anders… Ich nehme die Traurigkeit mit in die Küche und sie darf mitkochen. Ein kleiner Exkurs hierzu: Gefühle schwingen beim Kochen mit. Sei dir bewusst, dass diese deine Gefühle in der Speise enthalten sind und beim Essen wahrgenommen und quasi / gleichsam mit einverleibt werden! Deswegen rate ich zu einem sensiblen und achtsamen Umgang mit den Gefühlen beim Kochen: Lieber mal eine Pause einlegen, damit sich die Wogen glätten können.  

Im Nachschwingen ist eine rosmaringewürzte Focaccia mit Tomate & Aubergine zu mir gekommen und ich nehme dich jetzt mit in die Küche.

Brotbacken ist für mich dankende Verbindung zur Kornmutter aufnehmen. Olivenöl lässt den Focaccia-Teig geschmeidig und sanft sein und gleichzeitig möchte er kraftvoll geknetet werden, sodass in den „schweren“ Teig luftige Leichtigkeit hineinkommt, die sich mit dem Feuer im Backprozess manifestiert. Im Kneten wandelt sich bei mir die Traurigkeit zur Dankbarkeit. Ich liebe das Kneten eines Teiges, ich erfahre immer wieder darin Wandelprozesse. Rosmarin trägt für mich die Kraft des frischen Morgens, des zuversichtlichen Neubeginns. Die Tomatenhälften symbolisieren den feuerroten Mohn in den Kornfeldern und gleich dem Mohn die Süße des leidenschaftlichen schöpferischen Feuers. Auberginen gehören zu mir wie Zitronen – lila und gelb . Auberginen lehren mich, dass ich im Rückzug zu den Tiefen meines Sein vieles wandeln, heilen kann. Im Feuer des Ofens entstehen Wellen, Erhebungen und Tiefen, mal ist die Focaccia luftiger, mal an den Stellen der Auberginen fester … – alles hat seinen Raum und darf sein und verbindet sich wiederum im Rund der Focaccia.

Wandle du nun das Rezept zu deinem!

Blüte des Weißdorns

Der Weißdorn:

Schutzpflanze und magischer Liebesbaum

Im Mai bezaubert uns der Weißdorn mit seiner strahlend weißen Blütenpracht und dem betörenden Duft. Er schenkt unserem Herzen Kraft, gilt als Liebesbaum und ist zudem eine starke Schutzpflanze.

In meinem Garten ist es mein magischer Baum. An ihm hängen Bändchen und andere aufgeladene Dinge und zu seinen Wurzeln vergrabe ich, was wieder zur Erde zurück gehört, oder lege wichtige Gegenstände unter ihn.

Dieser Brauch ist schon sehr alt: Bis heute findet ihr – vor allem in Irland – mit bunten Bändern und anderen Dingen geschmückte Weißdorn-Bäume, die vorzugsweise an Quellen stehen. Denn der Weißdorn ist ein starker Schutzbaum, der in weiten Teilen von Europa als solcher genutzt und verehrt wurde. Er beschützt Quellen sowie Heiligtümer und als Schutz- und Liebesbaum sollte er in keinem Hausgarten fehlen. Zudem lieben die kleinen Vögel ihn sehr zum Nisten, da seine dichten und dornigen Zweige sie vor Nesträubern schützen.

Früher wurden Zweige über die Haustür und über Ställe gehängt, damit an den Dornen alles Böse hängen bleiben sollte. Und unter dem Namen „Hagedorn“ ist er gemeinsam mit anderen Heckensträuchern ein wichtiger, undurchdringbarer Weideschutz.   Aus dem sehr harten Holz wurden auch Spazierstöcke gefertigt. Sie galten als Schütz-Stöcke, denn sie konnten – wie kann es anders sein – das Böse von den Wandernden fernhalten.

Doch was hat es mit dem Liebeszauber auf sich?
Der Weißdorn ist ein Rosengewächs und zu Beltane, zum ersten Mai, ist er in seiner vollen Blütenpracht. Mit dem sehr weiblichen Duft, den er verströmt, ist er ein Sinnbild der weißen Göttin. Es ist die junge Frau in ihrer aufblühenden Schönheit und Sexualität, die in der Maienzeit so spürbar ins Leben tanzen möchte. Der männliche Teil ist durch die starken schützenden Dornen repräsentiert. Der Weißdorn hat zudem zweigeschlechtliche Blüten, was zusätzlich auf die Vereinigung von Frau und Mann hinweist.

Am Maibaum sind bis heute mancherorts die Blütenkränze mit ihm geschmückt, so, wie die Kränze der Maientänzerinnen. Und als Dekoration durfte seine Blütenpracht bei keiner Mai-Hochzeit fehlen.

Der Weißdorn hat sehr tiefe Wurzeln, so ist er gut mit Mutter Erde verwurzelt. Diesen Halt brauchen wir in Krisen besonders, genauso wie ein starkes Herz, Schutz und Liebeskraft. All das kann uns der Weißdorn schenken.

Hast du einen Garten, so hol dir diesen wunderbaren Schutz, und lade damit die lebensfrohen kleinen Vögel ein, die das Dickicht lieben, und von den roten Beeren sich nähren. Sammel dir, ob im Garten oder in der freien Natur, Blätter, Blüten und Beeren, für einen Herz stärkenden und Blutdruck regulierenden Tee. Oder mach ihn zu deinem magischen Baum und sprich ihn ruhig an. Denn oft hat, zumindest mein Weißdorn, eine hilfreiche Antwort auf sich in mir drehenden Fragen.

Bridget

Hinweise aus der Anderswelt, die uns heute unterstützen

Hinweise aus der Anderswelt, die uns heute unterstützen

Das Leben in der Natur entfaltet sich in großen, freudigen Schritten, doch in unserer Menschenwelt gibt es so viele energetische Schieflagen und kraftfordernde Herausforderungen, die uns den freudigen Sprung in die Lebensfülle oft erschweren. Darum möchten wir euch einen hoffnungsvollen Text von Avesta mitgeben, der in der vorangegangenen dunklen Jahreszeit entstanden ist.

Hinweise aus der Anderswelt, die uns heute unterstützen

In der Mittwinterzeit haben wir uns als eine kleine Gruppe aus der großen Gemeinschaft der Weisen Frauen in die ruhige Perchtenwelt im Allgäu zurückgezogen. Dabei haben wir gemeinsam zurückgeblickt auf die letzten fünf Jahre und in einer Zeremonie nach vorne geschaut. Daran möchte ich euch gerne teilhaben lassen.

Rückblick

Im Rückblick wird klar, dass die sogenannte Zeitenwende bereits 2020 begonnen hatte. In diesen zurückliegenden fünf Jahren sind wir als Gesellschaft von einem Ausnahmezustand in den nächsten gedriftet. Und die Ausnahmezustände haben eine Schneise der Zersetzung in vielen sozialen Zusammenhängen und Verbindungen hinterlassen. Es herrscht bei Vielen große Verwirrung und Verunsicherung. Krisen und Konflikte sind allgegenwärtig, aber es bleibt unscharf, wer und in welcher Weise die Verantwortung dafür trägt. Unscharf bleiben auch deren Motive und Ziele. Zudem zeigt sich aus der Mainstream-Gesellschaft keine Abhilfe, keine Perspektive aus der Krise. Die kreativen Kräfte der Gesellschaft scheinen wie versiegt zu sein. Im Runenorakel für die Gemeinschaft der Hexen von Silvester für das Jahr 2020 wurde uns damals dieser Spruch geschenkt:

„Die Mütterliche Ordnung braucht unsere Hilfe. Wir sind die Hebammen für die Verwirklichung der mütterlichen Ordnung. Wenn wir unsere Aufgaben erfasst haben, sind wir geschützt, auch durch unsere Eigenmacht. Und wir benötigen die Kraft der Gemeinschaft.“

Dieser Orakelspruch hat noch immer Gültigkeit.

Geschenk für 2025

Und doch wollten wir für 2025 aufs Neue die Nichtsichtbare Wirklichkeit zu Rate ziehen und besser verstehen, worauf es für uns als Hexengemeinschaft, als Gesellschaft, als Menschheitsfamilie 2025 ankommt, was wir brauchen und worauf wir hoffen können. Für 2025 wurde uns die Rune Mannaz geschenkt.

Die Mannaz-Rune ist die Rune der Menschheitsfamilie schlechthin. In ihrem Zeichen ist jeder einzelne Mensch unsere Schwester, Bruder, unser Kind, der und dem wir in einer ganz grundlegenden Solidarität verbunden sind. Zusammengehörigkeit als Menschheitsfamilie bedeutet über Solidarität hinaus auch Sorge, Mitverantwortung und Mitgefühl, die jedes Menschenwesen braucht und auch geben kann. Auch: Menschlichkeit, Respekt, Verständnis füreinander, Wertschätzung – also die essentiellen Werte unseres Zusammenlebens

Diese Haltung steht im Gegensatz zu der öffentlichen Praxis des Trennens und Spaltens und der Abwertung der jeweils Anderen. Aber: Trotz aller auch großen Unterschiede zwischen Menschen haben wir dennoch unendlich viel mehr Gemeinsames, das uns verbindet – dies drückt die Mannaz-Rune aus. Und dies ist es, woran uns die Mannaz-Rune erinnern kann in diesen Zeiten der Spaltung und der Abwertung Anderer.

Diese Rune bedeutet auch die menschliche Sprache als Kommunikationsfähigkeit und damit unsere Kraft, uns in jeder Situation miteinander verständigen zu können: Auch diese Fähigkeit gehört wesensmäßig zu allen Menschen.

Unser grundlegendes Verbundensein drückt in der Mitte der Mannaz-Rune die Gebo-Rune aus: Das liegende Kreuz. Es ist das Symbol der gekreuzten Hände, das entsteht, wenn wir einander die Hand reichen, oder zwei sich küssende Lippen. Ebenso vielsagend sind die beiden einander zugewandten Wimpel, die Freude und Glück, ja Wonne bedeuten, die wir in harmonischer, menschlicher Gemeinschaft erleben können. Diese Glücks-Wimpel weisen uns eine Richtung:

Die Menschheit bewegt sich nicht nur auf den Abgrund zu, sondern auch und gleichzeitig mit Riesenschritten in Richtung einer positiven Transformation, die die indianischen Prophezeiungen DIE FÜNFTE WELT nennen:

In dieser Fünften Welt werden die Übel, die der Westen als Krieg, Kolonialismus, Unterdrückung, Sklaverei der eigenen und der Weltbevölkerung in den letzten 500 Jahren gebracht hat, zusammengebrochen sein. Gewalt, Unterdrückung, Ungerechtigkeit und Materialismus sowie die Gewalt gegen die natürliche Welt werden sich gewandelt haben. Laut den Hopi-Prophezeiungen dürfen wir alle unsere gute Energie und Wandlungskraft schon heute in diese neue Epoche hineintragen. Und wir Frauen spielen in den Voraussagungen der Hopi eine Schlüsselrolle dabei, Abhängigkeit und Gewalt zu beenden und wohlmeinendes Mitgefühl in die Welt hineinzutragen.

Die Mannaz-Rune ist durch ihre Kraft zum positiven Menschsein im Rahmen einer befriedeten Menschheitsfamilie das starke magische Symbol für die GROSSE TRANSFORMATION in die Fünfte Welt, in eine neue, heilere und menschen-gemäßere Wirklichkeit für Alle. Sie schenkt Zuversicht.

Avesta

Zwei Frauen halten einen Hexenbesen in die Luft

Hexenbesen

Der Hexenbesen, sowie das Wort Hexe, ist zutiefst mit Beltane, Walpurgis und dem Tanz auf dem Blocksberg verbunden. Wenn die sinnlichen Blütendüfte im Mai uns ins Freie und zum Lieben locken, wenn die Trommeln uns rufen, der ekstatische Tanz um das Feuer beginnt, dann kommen die Hexen auf ihren Besen geflogen, um zu feiern – so heißt es…?

Nun, auf dem Besen fliegen, das habe ich noch nicht geschafft, doch der fröhliche Tanz mit bunten Bändern um einen selbstgebauten Besen, ist uns ein lieb gewordener Brauch an Beltane. Wir binden unsere Frauenkraft, die Lebenslust, das Genährtsein und den Schutz beim Tanz hinein. Wir verbinden uns dabei mit der Schönheit, der so sinnlichen, frischen, hellgrünen Natur und wirken für das sich jetzt verwurzelnde Leben.

Auf Dorffesten findet sich der Tanz um den Maibaum wieder, ein Fest der Sinnlichkeit der Verbindung von Mann und Frau, dem die Kirche nur die Verunglimpfung der Frau als böse Hexen entgegensetzen konnte. Doch er ist geblieben, der Maientanz, und die Walpurgisnacht und der Hexenbesen.

Der Besen an sich ist unser Alltagswerkzeug, mit ihm kann alles Alte, aller Dreck hinweggefegt werden. „Hinweggefegt“ – welch wunderbares Zauberwort. Ich kehre und fege und dann ist es „hinweg“! Das ist Magie! Wenn wir im Bewusstsein des „Hin-weg-fegens“ von Schmutz und negativen Energien wirken, ist der Besen uns ein gutes Wirkzeug, welches die materielle, sichtbare Welt mit der spirituellen Dimension verbindet und uns einen Alltagszauber in die Hände gibt.

Und so findet sich weltweit im Brauchtum die Fähigkeit des Besens, die bösen Geister zu vertreiben, wie z.B. der Brauch, nach einer Geburt das Zimmer gut auszufegen und so das Neugeborene zu schützen und die unerwünschten Geister zu vertreiben. Der aufgestellte Besen vor der Haustür bewacht die Schwelle und keine negative Energie kann dann hineinkommen.

Ein alter heidnischen Brauch ist es, als Hochzeitspaar über einen Besen zu springen. Hier zeigt sich ein weiterer Aspekt seiner Kraft: Der Besen mit seinem Stiel und dem Birken- oder Haselreisig, steht symbolisch für die Verbindung des Weiblichen mit dem Männlichen, das wir im Maibaum mit dem Kranz (weiblich) um den Maibaumstab (männlich) wiederfinden.

Beim „Besensprung“ stärkt das Paar seine Verbindung und das Glück und den Schutz für die Liebesbindung, sowie die Fähigkeit, negative Energien zu vertreiben.

So denk daran, wenn du deinen Besen schwingst, dass er dir mit dem richtigen Schwung Glück, Schutz und gereinigte Räume schenkt! Es macht einen wunderbaren Unterschied im Gebrauch des Besens, die energetisch, magische Kraft mit hineinzugeben oder/und hineinz sprechen …

Besen, Besen kehr mit mir

Dämonen und Geister weichen dir …

Bridget

Bäume auf einer Wiese

Eine kleine Geschichte zu Walpurgis

Leise und voller Spannung setze ich meine weichen Pfoten voreinander im dunklen Garten, meine Sinne sind scharf wie meine Krallenspitzen. Heute ist die besondere Nacht! Meine Haut zuckt über den angespannten Rückenmuskeln und lässt mein Fell sich sträuben, hrrr. Alles vibriert in mir, meine Schnurrhaare sind aufgerichtet und eine innere, uralte Stimme drängt mich vorwärts, hin zu den sechs Eiben oben am Weiher. Nur heute singen sie, das weiß ich. Der Mond steht als zarte Sichel tief am Himmel, die tanzenden Schatten und Düfte von Mäuseangst, Maiglöckchen, welkenden Apfelblüten und Menschen lenken mich nicht von meinem Ziel ab. Dort bei den Eiben ist es dunkel. Die Töne der Eiben schwellen langsam auf und ab, weben ein Muster durch Zeit und Raum. Ich lasse mich nieder und verharre gespannt, den Schwanz gerade auf der Erde von mir gestreckt, gut mit der Erde verbunden. Bilder entstehen in meinem Innern von Zeiten, in denen hier nur Felder waren, am Rand des großen Hofes. Menschen zogen in jener Nacht in einer Prozession mit Fackeln und Gesang die Feldränder entlang, um sie mit Fruchtbarkeit für das Jahr zu segnen. Sie sprangen über ein Feuer auf dem Hofplatz mit wilden, fröhlichen Gefühlen: frei, ihre Wünsche in die Welt zu rufen und sie durch das Feuer zu entzünden. Sie tanzten, lachten und tranken viel. Einige Paare zogen sich in die Dunkelheit auf die Felder zurück und liebten sich auf der feuchten Erde, um alles Lebendige zu befruchten. Andere bitzelten sich gegenseitig mit Birkenreisig ab, um sich zu erneuern.

Die Luft ist erfüllt mit Wissen und Bildern vergangener und gegenwärtiger Zeiten – die Energien strömen durch alles Lebendige hindurch, vermischen sich und werden neu geboren. Ich blinzele und bewege meine steifen Muskeln aus meiner Sphynx-Haltung heraus, als die Bilder sich ändern. Die Zeiten verschieben sich und ich verstehe, dass die Energien, Erinnerungen und Geschehnisse nicht nur hier im Eibengesang gespeichert sind. Jeder Ort auf Mutter Erde hat sein eigenes Lied, gestaltet von allem, was jeh dort passiert ist. Und alles ist miteinander in Verbindung, sodass ich sogar kurz mit den Katzen von Kassandra, Nofretete und Michelle Obama in Kontakt treten kann. Ein berauschendes Gefühl. Alles Wissen steht mir zur Verfügung, flüchtig und mächtig und alles verbindend, ich spüre es. Meine Menschen habe ich schon davon sprechen hören als morphogenetisches Feld, jetzt weiß ich, was sie meinten. Diese Nacht hat es in sich, aber das Gewebe besteht ja immer weiter in Zeit und Raum, spüre ich noch. Meine Nase juckt, ich muss schrecklich nießen. Die Verbindung ist weg, weil so ein frecher Blütenstaub in meiner Nase kribbelt. So muss es meinen Menschen bei Meditationen gehen, hab ich schon beobachtet.

Ich strecke und dehne meine ansehnlichen Muskeln, zeige gähnend mein eindrucksvolles Gebiss und putze mich erstmal ausgiebig – jetzt, da die Verbindung futsch ist. Doch was ist das? Kichernde Frauen kommen auf den Hofplatz und entfachen ein Feuer, bitzeln sich mit Birkenreisig, kehren mit bunt geschmückten Reisigbesen Verstaubtes fort und springen Wünsche rufend über das Feuer. Ich habe das Gefühl, die Eiben lächeln in sich hinein und in die wilde Nacht, die tief in das Weltengefüge hineinwirkt. In der Sandkuhle zwischen den Eibenwurzeln mache ich es mir gemütlich, schaue mit einem Auge den wilden Frauen zu und lächle mit den Eiben mit.

AnaNut

Blühender Rododentron Busch

Beltane

Maibaum auf einer grünen Wiese

Wilde, sinnenfrohe Zeit … die Sonne hat sich endgültig den Himmel erobert und strahlt ihre Feuerkraft herab auf die Erde.

Der Sonnengott freit um die junge, schöne Erdentochter. Diese hat sich mit den süß riechenden Pflanzen geschmückt und tanzt mit ihm in der Beltane-Nacht. In manchen Orten wird der Maibaum aufgestellt. Ein Pfahl, der einen Kranz aus frischem Grün trägt, und ihn durchdringt. Symbolisch stellt er die heilige Hochzeit dar. Früher wurde um ihn herumgetanzt und ausgelassen gefeiert, und viele Paare fanden sich zusammen und haben die Riten der Erdentochter und ihres Heros vollzogen. Noch heute wird an vielen Orten zum Maitanz aufgespielt. Ein Abglanz der alten Feste.

Und die Natur nimmt die Freude und Sinnlichkeit auf, die Elfen und Feen, die Zwerge und Gnome, alle tanzen ihren Tanz der Ekstase. Und auch uns wilde weise Frauen zieht es in diesen Maiennächten hinaus, um im Rhythmus der Natur aufzugehen. Wir tanzen, singen, trommeln, entzünden Freudenfeuer und springen darüber. Wir rufen dabei laut aus, was wir uns sehnsüchtig wünschen.

In unseren Ritualen feiern, stärken und intensivieren wir unsere Liebeskraft und unser Lebensfeuer auf allen Ebenen. Wir feiern unser wildes, freies, wahres Selbst, wir wirken für die Entfaltung der Kraft des Weiblichen auf allen Ebenen. Wir stellen unseren eigenen Maibaum auf und verweben beim Tanz mit den bunten Bändern unsere Gemeinschaft aufs Neue. Und wir können die magische Maibowle „brauen“: mit dem duftenden Waldmeister und perlendem Sekt.

Rhiannon