Bäume im Frühling

Es grünt so grün…

Der Mai ist grün und das Maiengrün ist das strahlendste Gewand der Bäume. Ist das Herz schwer und mag das Herz sich nicht öffnen, dann verändert sich dies bei einem Spaziergang durch den Maienwald. Das leuchtende Grün ist sanft und lockt doch mit klarer Stimme, das Herz zu öffnen. „Juchu Leben, hier bin ich“ singt es um uns voller Lust und Freude und wir sind eingeladen in diesen Gesang mit einzustimmen. Und dieses Einstimmen in den Gesang ist gleichsam ein Dankeslied für die Schönheit Mutter Erdes.

Den ersten zarten Tönen dieses grünen Gesangs der Mutter Erde habe ich in den vergangenen drei Wochen in Schottland gelauscht – und diese Erfahrung möchte ich mit euch teilen:  

Weiche, weite Moosteppiche lassen meine Wander-Schritte zögerlich werden. Darf ich diesen wunderschönen Teppich mit meinen groben Schuhen betreten? Auch wenn der Wanderweg sich in einen Moosweg wandelt? Ich halte inne, nehme Verbindung auf und lege mich aufs Moos. So weich bin ich gebettet und mein Körper füllt sich mit Wärme, Erdwärme. Ein zartes weiches Pulsieren durchströmt meinen Körper und ich lausche Mutter Erde, ihrem tiefen Erdenton. Vielen Tieren schenkt sie mit ihrer grünen Liebe ein wohliges Bett, geborgenes Sein auf und unter dem Moos – so auch mir. Über mir erblicke ich das zartgrüne Gewand der jungen Birken, die sich mit der Windin anmutig wiegen, ihren Frühlingstanz beginnen und mit diesem ihrem Tanz mich einladen nach dem Winter mich zu bewegen, meinen Rhythmus zu finden, meinen wiedererwachenden Lebensimpuls zu tanzen.

Die junge Kraft in mir, die kindliche Freude am Entdecken all der grünen Seinsweisen ist geweckt. Meine Sinne sind weit und ich bin nicht allein: Viele grüne Wesen sind um mich und ich lasse mich nun von ihnen führen auf dem Weg ins Grüne Reich. Lärchen, Buchen – hochgewachsen –, Weiden, Weißdorn und weitere mehr beginnen mit ihren hellen Blättern lichtdurchflutete Räume unterschiedlichster Art zu bilden. Schutzraum, Traumraum, Klangraum, …raum. In manchen Räumen geht es tief hinab und ich fühle mich schläfrig, in anderen fühle ich mich in die Luft getragen und voll lichter Klarheit. Ich betrete einen Raum der Baum-Alten: Flechten, Verästelungen, sprossende Blätter, eine Symphonie in Grün lässt mein Herz anschwellen voll Freude und Glück.

Maigrün am Buchenzweig

Ein Klangzauber, den mein Geist nicht fassen kann. Ich gebe mich hin, atme, atme ein und aus, atme ein und aus und lasse mich erfüllen vom Grün der Mutter Erde, dem Geschenk der Liebe. So vielfältig das Grün, so vielfältig ihre Seinsweisen, so vielfältig die Liebe im Vielgesang des Lebens. Dankbarkeit erfüllt mich, Dankbarkeit, eine Tochter der Erde zu sein, Dankbarkeit, Liebe zu empfangen und Liebe zu schenken, Dankbarkeit, ein Klang der grünen Symphonie, dem Vielgesang der Erde zu sein. Doch weiter geht mein Weg und führt mich raus aus den Waldräumen in den Wiesenraum und dort gesellt sich zum Grün das Gelb. Gelbe Ginsterblüten leuchten gleich der Frühlingssonne warm und hell. Die Blüten verströmen einen süßen und leicht herben Duft. Der Duft entzündet das Feuer in mir, das Feuer meiner Wildheit, meiner Sinnlichkeit und Lebenslust. Die Sonnenkraft verbindet sich mit dem Herzensgrün und gemeinsam erwecken sie den Impuls in mir, den Tanz meiner Schöpferinnenkraft, der wilden Frau in mir, zu tanzen. Ich singe und tanze, tanze mein Lebenslied, wild und frei. Reich beschenkt bin ich, aufgefüllt mit purer Lebenskraft. So verabschiede ich mich in tiefer Dankbarkeit von den grünen Wesen und ihrem Geleit durch ihr Reich.

Ein Teil meiner Dankbarkeit findet Ausdruck im Backen grüner Scones. Scones gehören zu Schottland und oft habe ich diese nachmittags zum Tee genossen. Scones sind mir auf meiner Reise in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen begegnet: Klassisch natürlich eher süß, doch es gibt auch leckere rezente Varianten mit Käse. So möge mein Vorschlag eure Inspiration zu neuen Scones-Kreationen wecken.

Merliana

Blüte des Weißdorns

Der Weißdorn:

Schutzpflanze und magischer Liebesbaum

Im Mai bezaubert uns der Weißdorn mit seiner strahlend weißen Blütenpracht und dem betörenden Duft. Er schenkt unserem Herzen Kraft, gilt als Liebesbaum und ist zudem eine starke Schutzpflanze.

In meinem Garten ist es mein magischer Baum. An ihm hängen Bändchen und andere aufgeladene Dinge und zu seinen Wurzeln vergrabe ich, was wieder zur Erde zurück gehört, oder lege wichtige Gegenstände unter ihn.

Dieser Brauch ist schon sehr alt: Bis heute findet ihr – vor allem in Irland – mit bunten Bändern und anderen Dingen geschmückte Weißdorn-Bäume, die vorzugsweise an Quellen stehen. Denn der Weißdorn ist ein starker Schutzbaum, der in weiten Teilen von Europa als solcher genutzt und verehrt wurde. Er beschützt Quellen sowie Heiligtümer und als Schutz- und Liebesbaum sollte er in keinem Hausgarten fehlen. Zudem lieben die kleinen Vögel ihn sehr zum Nisten, da seine dichten und dornigen Zweige sie vor Nesträubern schützen.

Früher wurden Zweige über die Haustür und über Ställe gehängt, damit an den Dornen alles Böse hängen bleiben sollte. Und unter dem Namen „Hagedorn“ ist er gemeinsam mit anderen Heckensträuchern ein wichtiger, undurchdringbarer Weideschutz.   Aus dem sehr harten Holz wurden auch Spazierstöcke gefertigt. Sie galten als Schütz-Stöcke, denn sie konnten – wie kann es anders sein – das Böse von den Wandernden fernhalten.

Doch was hat es mit dem Liebeszauber auf sich?
Der Weißdorn ist ein Rosengewächs und zu Beltane, zum ersten Mai, ist er in seiner vollen Blütenpracht. Mit dem sehr weiblichen Duft, den er verströmt, ist er ein Sinnbild der weißen Göttin. Es ist die junge Frau in ihrer aufblühenden Schönheit und Sexualität, die in der Maienzeit so spürbar ins Leben tanzen möchte. Der männliche Teil ist durch die starken schützenden Dornen repräsentiert. Der Weißdorn hat zudem zweigeschlechtliche Blüten, was zusätzlich auf die Vereinigung von Frau und Mann hinweist.

Am Maibaum sind bis heute mancherorts die Blütenkränze mit ihm geschmückt, so, wie die Kränze der Maientänzerinnen. Und als Dekoration durfte seine Blütenpracht bei keiner Mai-Hochzeit fehlen.

Der Weißdorn hat sehr tiefe Wurzeln, so ist er gut mit Mutter Erde verwurzelt. Diesen Halt brauchen wir in Krisen besonders, genauso wie ein starkes Herz, Schutz und Liebeskraft. All das kann uns der Weißdorn schenken.

Hast du einen Garten, so hol dir diesen wunderbaren Schutz, und lade damit die lebensfrohen kleinen Vögel ein, die das Dickicht lieben, und von den roten Beeren sich nähren. Sammel dir, ob im Garten oder in der freien Natur, Blätter, Blüten und Beeren, für einen Herz stärkenden und Blutdruck regulierenden Tee. Oder mach ihn zu deinem magischen Baum und sprich ihn ruhig an. Denn oft hat, zumindest mein Weißdorn, eine hilfreiche Antwort auf sich in mir drehenden Fragen.

Bridget

Hinweise aus der Anderswelt, die uns heute unterstützen

Hinweise aus der Anderswelt, die uns heute unterstützen

Das Leben in der Natur entfaltet sich in großen, freudigen Schritten, doch in unserer Menschenwelt gibt es so viele energetische Schieflagen und kraftfordernde Herausforderungen, die uns den freudigen Sprung in die Lebensfülle oft erschweren. Darum möchten wir euch einen hoffnungsvollen Text von Avesta mitgeben, der in der vorangegangenen dunklen Jahreszeit entstanden ist.

Hinweise aus der Anderswelt, die uns heute unterstützen

In der Mittwinterzeit haben wir uns als eine kleine Gruppe aus der großen Gemeinschaft der Weisen Frauen in die ruhige Perchtenwelt im Allgäu zurückgezogen. Dabei haben wir gemeinsam zurückgeblickt auf die letzten fünf Jahre und in einer Zeremonie nach vorne geschaut. Daran möchte ich euch gerne teilhaben lassen.

Rückblick

Im Rückblick wird klar, dass die sogenannte Zeitenwende bereits 2020 begonnen hatte. In diesen zurückliegenden fünf Jahren sind wir als Gesellschaft von einem Ausnahmezustand in den nächsten gedriftet. Und die Ausnahmezustände haben eine Schneise der Zersetzung in vielen sozialen Zusammenhängen und Verbindungen hinterlassen. Es herrscht bei Vielen große Verwirrung und Verunsicherung. Krisen und Konflikte sind allgegenwärtig, aber es bleibt unscharf, wer und in welcher Weise die Verantwortung dafür trägt. Unscharf bleiben auch deren Motive und Ziele. Zudem zeigt sich aus der Mainstream-Gesellschaft keine Abhilfe, keine Perspektive aus der Krise. Die kreativen Kräfte der Gesellschaft scheinen wie versiegt zu sein. Im Runenorakel für die Gemeinschaft der Hexen von Silvester für das Jahr 2020 wurde uns damals dieser Spruch geschenkt:

„Die Mütterliche Ordnung braucht unsere Hilfe. Wir sind die Hebammen für die Verwirklichung der mütterlichen Ordnung. Wenn wir unsere Aufgaben erfasst haben, sind wir geschützt, auch durch unsere Eigenmacht. Und wir benötigen die Kraft der Gemeinschaft.“

Dieser Orakelspruch hat noch immer Gültigkeit.

Geschenk für 2025

Und doch wollten wir für 2025 aufs Neue die Nichtsichtbare Wirklichkeit zu Rate ziehen und besser verstehen, worauf es für uns als Hexengemeinschaft, als Gesellschaft, als Menschheitsfamilie 2025 ankommt, was wir brauchen und worauf wir hoffen können. Für 2025 wurde uns die Rune Mannaz geschenkt.

Die Mannaz-Rune ist die Rune der Menschheitsfamilie schlechthin. In ihrem Zeichen ist jeder einzelne Mensch unsere Schwester, Bruder, unser Kind, der und dem wir in einer ganz grundlegenden Solidarität verbunden sind. Zusammengehörigkeit als Menschheitsfamilie bedeutet über Solidarität hinaus auch Sorge, Mitverantwortung und Mitgefühl, die jedes Menschenwesen braucht und auch geben kann. Auch: Menschlichkeit, Respekt, Verständnis füreinander, Wertschätzung – also die essentiellen Werte unseres Zusammenlebens

Diese Haltung steht im Gegensatz zu der öffentlichen Praxis des Trennens und Spaltens und der Abwertung der jeweils Anderen. Aber: Trotz aller auch großen Unterschiede zwischen Menschen haben wir dennoch unendlich viel mehr Gemeinsames, das uns verbindet – dies drückt die Mannaz-Rune aus. Und dies ist es, woran uns die Mannaz-Rune erinnern kann in diesen Zeiten der Spaltung und der Abwertung Anderer.

Diese Rune bedeutet auch die menschliche Sprache als Kommunikationsfähigkeit und damit unsere Kraft, uns in jeder Situation miteinander verständigen zu können: Auch diese Fähigkeit gehört wesensmäßig zu allen Menschen.

Unser grundlegendes Verbundensein drückt in der Mitte der Mannaz-Rune die Gebo-Rune aus: Das liegende Kreuz. Es ist das Symbol der gekreuzten Hände, das entsteht, wenn wir einander die Hand reichen, oder zwei sich küssende Lippen. Ebenso vielsagend sind die beiden einander zugewandten Wimpel, die Freude und Glück, ja Wonne bedeuten, die wir in harmonischer, menschlicher Gemeinschaft erleben können. Diese Glücks-Wimpel weisen uns eine Richtung:

Die Menschheit bewegt sich nicht nur auf den Abgrund zu, sondern auch und gleichzeitig mit Riesenschritten in Richtung einer positiven Transformation, die die indianischen Prophezeiungen DIE FÜNFTE WELT nennen:

In dieser Fünften Welt werden die Übel, die der Westen als Krieg, Kolonialismus, Unterdrückung, Sklaverei der eigenen und der Weltbevölkerung in den letzten 500 Jahren gebracht hat, zusammengebrochen sein. Gewalt, Unterdrückung, Ungerechtigkeit und Materialismus sowie die Gewalt gegen die natürliche Welt werden sich gewandelt haben. Laut den Hopi-Prophezeiungen dürfen wir alle unsere gute Energie und Wandlungskraft schon heute in diese neue Epoche hineintragen. Und wir Frauen spielen in den Voraussagungen der Hopi eine Schlüsselrolle dabei, Abhängigkeit und Gewalt zu beenden und wohlmeinendes Mitgefühl in die Welt hineinzutragen.

Die Mannaz-Rune ist durch ihre Kraft zum positiven Menschsein im Rahmen einer befriedeten Menschheitsfamilie das starke magische Symbol für die GROSSE TRANSFORMATION in die Fünfte Welt, in eine neue, heilere und menschen-gemäßere Wirklichkeit für Alle. Sie schenkt Zuversicht.

Avesta

Zwei Frauen halten einen Hexenbesen in die Luft

Hexenbesen

Der Hexenbesen, sowie das Wort Hexe, ist zutiefst mit Beltane, Walpurgis und dem Tanz auf dem Blocksberg verbunden. Wenn die sinnlichen Blütendüfte im Mai uns ins Freie und zum Lieben locken, wenn die Trommeln uns rufen, der ekstatische Tanz um das Feuer beginnt, dann kommen die Hexen auf ihren Besen geflogen, um zu feiern – so heißt es…?

Nun, auf dem Besen fliegen, das habe ich noch nicht geschafft, doch der fröhliche Tanz mit bunten Bändern um einen selbstgebauten Besen, ist uns ein lieb gewordener Brauch an Beltane. Wir binden unsere Frauenkraft, die Lebenslust, das Genährtsein und den Schutz beim Tanz hinein. Wir verbinden uns dabei mit der Schönheit, der so sinnlichen, frischen, hellgrünen Natur und wirken für das sich jetzt verwurzelnde Leben.

Auf Dorffesten findet sich der Tanz um den Maibaum wieder, ein Fest der Sinnlichkeit der Verbindung von Mann und Frau, dem die Kirche nur die Verunglimpfung der Frau als böse Hexen entgegensetzen konnte. Doch er ist geblieben, der Maientanz, und die Walpurgisnacht und der Hexenbesen.

Der Besen an sich ist unser Alltagswerkzeug, mit ihm kann alles Alte, aller Dreck hinweggefegt werden. „Hinweggefegt“ – welch wunderbares Zauberwort. Ich kehre und fege und dann ist es „hinweg“! Das ist Magie! Wenn wir im Bewusstsein des „Hin-weg-fegens“ von Schmutz und negativen Energien wirken, ist der Besen uns ein gutes Wirkzeug, welches die materielle, sichtbare Welt mit der spirituellen Dimension verbindet und uns einen Alltagszauber in die Hände gibt.

Und so findet sich weltweit im Brauchtum die Fähigkeit des Besens, die bösen Geister zu vertreiben, wie z.B. der Brauch, nach einer Geburt das Zimmer gut auszufegen und so das Neugeborene zu schützen und die unerwünschten Geister zu vertreiben. Der aufgestellte Besen vor der Haustür bewacht die Schwelle und keine negative Energie kann dann hineinkommen.

Ein alter heidnischen Brauch ist es, als Hochzeitspaar über einen Besen zu springen. Hier zeigt sich ein weiterer Aspekt seiner Kraft: Der Besen mit seinem Stiel und dem Birken- oder Haselreisig, steht symbolisch für die Verbindung des Weiblichen mit dem Männlichen, das wir im Maibaum mit dem Kranz (weiblich) um den Maibaumstab (männlich) wiederfinden.

Beim „Besensprung“ stärkt das Paar seine Verbindung und das Glück und den Schutz für die Liebesbindung, sowie die Fähigkeit, negative Energien zu vertreiben.

So denk daran, wenn du deinen Besen schwingst, dass er dir mit dem richtigen Schwung Glück, Schutz und gereinigte Räume schenkt! Es macht einen wunderbaren Unterschied im Gebrauch des Besens, die energetisch, magische Kraft mit hineinzugeben oder/und hineinz sprechen …

Besen, Besen kehr mit mir

Dämonen und Geister weichen dir …

Bridget

Bäume auf einer Wiese

Eine kleine Geschichte zu Walpurgis

Leise und voller Spannung setze ich meine weichen Pfoten voreinander im dunklen Garten, meine Sinne sind scharf wie meine Krallenspitzen. Heute ist die besondere Nacht! Meine Haut zuckt über den angespannten Rückenmuskeln und lässt mein Fell sich sträuben, hrrr. Alles vibriert in mir, meine Schnurrhaare sind aufgerichtet und eine innere, uralte Stimme drängt mich vorwärts, hin zu den sechs Eiben oben am Weiher. Nur heute singen sie, das weiß ich. Der Mond steht als zarte Sichel tief am Himmel, die tanzenden Schatten und Düfte von Mäuseangst, Maiglöckchen, welkenden Apfelblüten und Menschen lenken mich nicht von meinem Ziel ab. Dort bei den Eiben ist es dunkel. Die Töne der Eiben schwellen langsam auf und ab, weben ein Muster durch Zeit und Raum. Ich lasse mich nieder und verharre gespannt, den Schwanz gerade auf der Erde von mir gestreckt, gut mit der Erde verbunden. Bilder entstehen in meinem Innern von Zeiten, in denen hier nur Felder waren, am Rand des großen Hofes. Menschen zogen in jener Nacht in einer Prozession mit Fackeln und Gesang die Feldränder entlang, um sie mit Fruchtbarkeit für das Jahr zu segnen. Sie sprangen über ein Feuer auf dem Hofplatz mit wilden, fröhlichen Gefühlen: frei, ihre Wünsche in die Welt zu rufen und sie durch das Feuer zu entzünden. Sie tanzten, lachten und tranken viel. Einige Paare zogen sich in die Dunkelheit auf die Felder zurück und liebten sich auf der feuchten Erde, um alles Lebendige zu befruchten. Andere bitzelten sich gegenseitig mit Birkenreisig ab, um sich zu erneuern.

Die Luft ist erfüllt mit Wissen und Bildern vergangener und gegenwärtiger Zeiten – die Energien strömen durch alles Lebendige hindurch, vermischen sich und werden neu geboren. Ich blinzele und bewege meine steifen Muskeln aus meiner Sphynx-Haltung heraus, als die Bilder sich ändern. Die Zeiten verschieben sich und ich verstehe, dass die Energien, Erinnerungen und Geschehnisse nicht nur hier im Eibengesang gespeichert sind. Jeder Ort auf Mutter Erde hat sein eigenes Lied, gestaltet von allem, was jeh dort passiert ist. Und alles ist miteinander in Verbindung, sodass ich sogar kurz mit den Katzen von Kassandra, Nofretete und Michelle Obama in Kontakt treten kann. Ein berauschendes Gefühl. Alles Wissen steht mir zur Verfügung, flüchtig und mächtig und alles verbindend, ich spüre es. Meine Menschen habe ich schon davon sprechen hören als morphogenetisches Feld, jetzt weiß ich, was sie meinten. Diese Nacht hat es in sich, aber das Gewebe besteht ja immer weiter in Zeit und Raum, spüre ich noch. Meine Nase juckt, ich muss schrecklich nießen. Die Verbindung ist weg, weil so ein frecher Blütenstaub in meiner Nase kribbelt. So muss es meinen Menschen bei Meditationen gehen, hab ich schon beobachtet.

Ich strecke und dehne meine ansehnlichen Muskeln, zeige gähnend mein eindrucksvolles Gebiss und putze mich erstmal ausgiebig – jetzt, da die Verbindung futsch ist. Doch was ist das? Kichernde Frauen kommen auf den Hofplatz und entfachen ein Feuer, bitzeln sich mit Birkenreisig, kehren mit bunt geschmückten Reisigbesen Verstaubtes fort und springen Wünsche rufend über das Feuer. Ich habe das Gefühl, die Eiben lächeln in sich hinein und in die wilde Nacht, die tief in das Weltengefüge hineinwirkt. In der Sandkuhle zwischen den Eibenwurzeln mache ich es mir gemütlich, schaue mit einem Auge den wilden Frauen zu und lächle mit den Eiben mit.

AnaNut

Blühender Rododentron Busch

Beltane

Maibaum auf einer grünen Wiese

Wilde, sinnenfrohe Zeit … die Sonne hat sich endgültig den Himmel erobert und strahlt ihre Feuerkraft herab auf die Erde.

Der Sonnengott freit um die junge, schöne Erdentochter. Diese hat sich mit den süß riechenden Pflanzen geschmückt und tanzt mit ihm in der Beltane-Nacht. In manchen Orten wird der Maibaum aufgestellt. Ein Pfahl, der einen Kranz aus frischem Grün trägt, und ihn durchdringt. Symbolisch stellt er die heilige Hochzeit dar. Früher wurde um ihn herumgetanzt und ausgelassen gefeiert, und viele Paare fanden sich zusammen und haben die Riten der Erdentochter und ihres Heros vollzogen. Noch heute wird an vielen Orten zum Maitanz aufgespielt. Ein Abglanz der alten Feste.

Und die Natur nimmt die Freude und Sinnlichkeit auf, die Elfen und Feen, die Zwerge und Gnome, alle tanzen ihren Tanz der Ekstase. Und auch uns wilde weise Frauen zieht es in diesen Maiennächten hinaus, um im Rhythmus der Natur aufzugehen. Wir tanzen, singen, trommeln, entzünden Freudenfeuer und springen darüber. Wir rufen dabei laut aus, was wir uns sehnsüchtig wünschen.

In unseren Ritualen feiern, stärken und intensivieren wir unsere Liebeskraft und unser Lebensfeuer auf allen Ebenen. Wir feiern unser wildes, freies, wahres Selbst, wir wirken für die Entfaltung der Kraft des Weiblichen auf allen Ebenen. Wir stellen unseren eigenen Maibaum auf und verweben beim Tanz mit den bunten Bändern unsere Gemeinschaft aufs Neue. Und wir können die magische Maibowle „brauen“: mit dem duftenden Waldmeister und perlendem Sekt.

Rhiannon

Schneeklöckchen

Brigid Lichtmess

Noch hat Frau Holle das Regiment. Die Tage sind kurz, es ist grau und kalt. Immer wieder erinnert Frau Holle uns daran, dass sie diese Jahreszeit regiert. Sie schickt Eis und Schnee, Regen und Nebel. Die Menschen sehnen sich nach Helle, nach Sonne und nach Leichtigkeit. Doch die Alte Weise weiß, dass sie noch die Pflanzen in der Erde schützen und den Winterschlaf der Tiere bewachen muss.

Und doch:

Ganz allmählich ändern sich die Tage. Zaghaft zwitschern die ersten Vögel, und manchmal duftet es nach Frühling. Die ersten Schneeglöckchen sind zu finden. Ganz tapfer trotzen sie dem noch kalten Wetter und öffnen ihre Kelche. Wenn du ganz nahe heran gehst, dann kannst du hören wie ihre zarten Glöckchen klingen. Sie sind es, die tief in der Erde die Frühlingsgöttin Brigid aufwecken. Noch immer vom Schlaf umfangen, träumt sie den Traum von Sonnenlicht und hellen Tagen.

Bald werden die Glöckchen sie geweckt haben, sie wird erwachen und in ihrem weißen Kleid die Fluren durchstreifen. Wo sie hintritt, werden die Blumen und Tiere in der Erde wach und bereiten sich auf die Zeit des Keimens und Aufblühens vor. Ein sanfter Ton wird in den Lüften schwingen.

An Lichtmess wird sie von der alten Frau Holle das Zepter übernehmen, und als junge leuchtende Göttin die Welt wieder zum Blühen erwecken.

Auch wir Menschen werden wieder aus dem Schatten des Winters heraustreten und uns bereit machen für die helle Zeit. Wir können an Lichtmess um neue Ideen, Inspiration und Kreativität bitten. Um ein neues helles Licht, das uns leuchtet.

Und wir können uns bereit machen für diese Zeit, mit einem kleinen Ritual:

Wenn du in deinem Garten, auf einer Wiese ein Schneeglöckchen findest, oder auf dem Markt kaufen kannst, frag es ob es mit dir kommen will. Mach nach altbewährtem Muster einen Kreis, lade die Elemente ein und die Göttin Brigid, für die du eine Kerze entzündest. Stell das Blümchen in die Mitte deines Kreises. Geh mit ihm in Kontakt, werde still und lausche. Bitte um eine Inspiration für die kommende Zeit. Und wenn du dann das zarte Glöckchen hören kannst, dann weisst du, dass Brigid dir den Wunsch erfüllt. Geh noch tiefer in deine Meditation, und lass Brigid zu dir sprechen und dir zeigen, welche Inspiration sie dir schenkt.

Bedanke dich bei der Göttin auf deine Weise. Die Kerze, die du für sie entzündet hast, kann dir eine Wegbegleiterin für die nächsten Tage sein.

von Rhianon