Bild: Merliana
Wenn dieser Newsletter zu Lammas erscheint, befinde ich mich in der Küche. In der Küche mitten in der Ile de France, um die Teilnehmerinnen der Höhlenreise kulinarisch zu begleiten. Inzwischen bin ich mittendrin mich einzustimmen, mit dem Thema der Reise sowie mit den Höhlen, die dieses Jahr besucht werden. So liegt es für mich nahe, mich nun ebenso einzustimmen und dich in meine spirituelle Küche, die Höhlenküche mitzunehmen. (Nein, ich koche nicht in einer Höhle. Das ist mein persönlicher Ausdruck für diese Zeit und ja, auch für die besondere Art des Kochens an diesem Ort.) Bei der Einstimmung auf diese Zeit des Kochens erstelle ich einen Speiseplan, denn das strukturiert meine Einkäufe vor der Reise. Bin ich angekommen, lasse ich den Speiseplan los. Jeden Tag stimme ich mich erneut ein, lausche der Gruppenseele, der Höhlenessenz und ja, auch meiner Seele und so tauchen Bilder auf, ich lausche auf Botschaften, spüre Empfindungen nach und , langsam, langsam entsteht ein Gericht, ein Menü, in welches all das hineingeschnitten, gerührt, gekocht und schließlich präsentiert und aufgetischt wird. Warum schreibe ich das? Ich beschreibe / erzähle dir nun meine Art, mich auf ein Thema, hier beispielhaft Lammas, einzustimmen, und lade dich ein, beim Lesen meiner Worte dir selbst in der Lammas-Zeit deinen Empfindungen, deinen Bildern, etc. zu lauschen und zu schauen, welche Impulse und Botschaften dir kommen.
Es ist Hochsommer und wir genießen das unbeschwerte Sein im Außen, die Fülle und vielfältige Schönheit, die Mutter Erde vor uns ausbreitet. Und doch gesellt sich hier und da zu der Freude eine leise Traurigkeit, eine Ahnung des Abschieds. Um diesem leisen Abschiedsschmerz zu begegnen, mich für ihn zu öffnen, zieht es mich zum Wasser, zum See: mich aufs Wasser legen, mich vom Wasser tragen lassen und so gleichsam mit oben und unten verbunden fühlen – gehalten und getragen, lösen, loslassen und mich anvertrauen, den klaren und auch dunklen Wassern.
Vollziehen wir unsere Bewegungen in Harmonie, im Einklang mit dem Wasser, können wir wahrnehmen, wie das Wasser uns trägt, wie sich Erstarrtes, Verhärtetes in uns sanft zu lösen beginnt, wie wir weicher werden, uns beginnen zu öffnen für das, was ist. Manchmal beginnen Tränen zu fließen, die dieses sich heilsame Öffnen und Lösen unterstützen. Wir spüren, welche große heilsame Kraft in der Sanftheit liegt. Im Gegensatz zum Schwimmbad sehen wir in Seen nicht immer auf den Grund und auch nicht, was sich im dunklen, geheimnisvollen Wasser verbirgt. So schenkt der See die Kraft, sich für das zu öffnen, was im Dunklen, Verborgenen liegt, die Kraft, dem Unbehaglichen zu begegnen.
Morgens ist es still am See, die Wasseroberfläche gleicht einem Spiegel. Ich gleite hinein ins Wasser, schwimme in die Mitte des Sees, drehe mich auf den Rücken und lasse mich tragen (sinkst du eher schnell ab, dann nimm ein oder zwei Schwimmnudeln mit, lege sie unter deine Knie und unter deinen Nacken). Die Augen geschlossen, die Sonne strahlt auf mein Gesicht, meinen Körper und unter mir ist irgendwo der Grund. Ich ruhe auf dem Wasser, mein Atem wird ruhiger, ich lausche. Es ist ein wohltuendes Gefühl, mich vom Wasser tragen zu lassen, es fühlt sich ein wenig an wie Schweben und die wärmende Sonne zu spüren. Ich spüre eine Traurigkeit und Schwere in meinem Herzen, die ich nicht näher benennen oder fassen kann. So gelingt es mir nicht, mich gänzlich dem Wasser anzuvertrauen. Mein Kopf möchte die Schwere loswerden, doch mein Herz vermag es nicht. Unter mir entstehen langsame Wellenbewegungen, die mich sanft in eine schaukelnde Bewegung bringen. Ich lausche, es gilt die Traurigkeit anzunehmen, mich für sie zu öffnen – ein erster Schritt für die Heilung?! Ich öffne die Augen, schwimme zurück und lege mich ins Gras. Ich gleite hinüber….
Ein wogendes Kornfeld, roter Mohn und blaue Kornblumen wiegen sich mit den goldenen Ähren. Ceres erscheint als Kornmutter, ihre Haare sind lichtfunken-sprühende Ähren und sie verschmilzt mit dem sich wogenden Feld. Im Wind klingt die Ahnung, dass im Schnitt des Korns der Abschied meiner Tochter sich ankündigt. Es ist ein erstes Abschiednehmen. Ich frage mich: „Beinhaltet mütterliche Liebe und Fürsorge auch, die Töchter oder die töchterlichen Herzensprojekte loszulassen, ihnen zu vertrauen, sie ihre Wege, und wenn auch ganz andere, gehen zu lassen? Ja, so ist es, bestätigt Ceres im Wogen des Korns. Ich bedanke mich bei Ceres, und lasse ihre Impulse und Botschaften in mir nachklingen. Ich verabschiede mich nun vom See.
Die Traurigkeit möchte im Gericht, in der Speise auf jeden Fall einen Platz erhalten.ch verbinde kein Gemüse, keine Pflanze, kein Gewürz per se mit Traurigkeit. Somit / daher ist für mich das Herangehen anders… Ich nehme die Traurigkeit mit in die Küche und sie darf mitkochen. Ein kleiner Exkurs hierzu: Gefühle schwingen beim Kochen mit. Sei dir bewusst, dass diese deine Gefühle in der Speise enthalten sind und beim Essen wahrgenommen und quasi / gleichsam mit einverleibt werden! Deswegen rate ich zu einem sensiblen und achtsamen Umgang mit den Gefühlen beim Kochen: Lieber mal eine Pause einlegen, damit sich die Wogen glätten können.
Im Nachschwingen ist eine rosmaringewürzte Focaccia mit Tomate & Aubergine zu mir gekommen und ich nehme dich jetzt mit in die Küche.
Brotbacken ist für mich dankende Verbindung zur Kornmutter aufnehmen. Olivenöl lässt den Focaccia-Teig geschmeidig und sanft sein und gleichzeitig möchte er kraftvoll geknetet werden, sodass in den „schweren“ Teig luftige Leichtigkeit hineinkommt, die sich mit dem Feuer im Backprozess manifestiert. Im Kneten wandelt sich bei mir die Traurigkeit zur Dankbarkeit. Ich liebe das Kneten eines Teiges, ich erfahre immer wieder darin Wandelprozesse. Rosmarin trägt für mich die Kraft des frischen Morgens, des zuversichtlichen Neubeginns. Die Tomatenhälften symbolisieren den feuerroten Mohn in den Kornfeldern und gleich dem Mohn die Süße des leidenschaftlichen schöpferischen Feuers. Auberginen gehören zu mir wie Zitronen – lila und gelb . Auberginen lehren mich, dass ich im Rückzug zu den Tiefen meines Sein vieles wandeln, heilen kann. Im Feuer des Ofens entstehen Wellen, Erhebungen und Tiefen, mal ist die Focaccia luftiger, mal an den Stellen der Auberginen fester … – alles hat seinen Raum und darf sein und verbindet sich wiederum im Rund der Focaccia.
Wandle du nun das Rezept zu deinem!