
Der Herbstwald vermag uns nicht nur mit der Farbenpracht der Blätter zu verzaubern. In dieser Zeit, Anfang November, beginnen sich die Schleier zur Anderswelt zu lichten und der Wald, insbesondere die vielfältigen Wesen des Erdreichs, unterstützen uns, unsere Sinne für die Anderswelt zu weiten. So verlasst einmal die gewohnten Pfade, die Waldwege, und tretet ein in den Wald mit einer Frage, einem Anliegen. Habt ihr einen Wunsch an die Ahnen? Oder habt ihr Anliegen, wo ihr euch Unterstützung wünscht?
Und übergebt euch nun der Führung des Waldes und öffnet eure Sinne. Eure Schritte sind nun langsam und eure Sinne geöffnet.
- Welche Gerüche nehmt ihr wahr?
- Was entdeckt ihr auf dem Waldboden?
- Welches Muster wirft das Licht auf Stämme und das Erdreich?
- Welche Farben und Formen entdeckt ihr?
- Hört ihr das Gluckern eines Baches? Den Gesang eines Vogels?
- Seht ihr Tierspuren?
- Spürt und hört ihr den Windklang in den Blättern und wie er über euer Gesicht streicht, vielleicht auch eure Haare zaust?
Ihr spürt, wie ihr euch langsam einstimmt, eure Sinne immer feiner werden: ihr vielleicht Pilze entdeckt, die ihr zuerst gar nicht wahrgenommen habt, Wesen in Wurzeln schaut, grünprächtige Moose euch einladen zum Verweilen und sie mit euren Händen erspüren, Zweige Zeichen und Muster bilden, Vogelfedern euch den Weg weisen, ihr ein Wispern der Zweige hört und vieles mehr.
Vertraut dem Wald und euren Ahnen. Sie wissen, über welche Sinne ihr ihre Botschaft versteht, wie sie am besten mit euch kommunizieren können. Sie werden euch mitteilen, ob ihr im Gehen bleibt oder ob ihr euch an einer Stelle niederlasst.
Wenn ihr eure Botschaft empfangen und vielleicht auch ein Geschenk erhalten habt, bedankt euch mit einem Lied oder auf eine andere Weise. Atmet tief ein und aus und blickt in euer Inneres. Hat sich eure Stimmung verändert? Welches Gefühl ist in euch nun stark?
Inspiration zum R-ahnen-Risotto

Auf einem solchen Waldspaziergang, den ich unternahm, um mich von den Ahnen und den Waldwesen für ein ehrendes Essen inspirieren zu lassen, haben sie mich an eine Stelle mit Totentrompeten geführt. Die Totentrompeten, auch Herbsttrompeten, gehören zu den inzwischen selten gewordenen und überaus köstlichen Würz-Pilzen. So habe ich ein wenig von der Totentrompete in das Rahnen-Risotto mit hineingegeben – doch ihr könnt es durch Steinpilzpulver ersetzen oder einfach weglassen. Die badische Bezeichnung der Roten Bete lautet Rahnen und die Verbindung zur Ahnenkraft ist in diesem Begriff auf wunderschöne Weise enthalten. Risotto-Reis, Rahnen, Zwiebeln, Butter und Gemüsebrühe sind die Basiszutaten, alle weiteren sind mein individueller Verbindungsweg zu den Ahnen. Denn mit den Ahnen Verbindung aufzunehmen, sie kulinarisch zu ehren, ist ein individueller Weg. Individuell sind die Lieblingsgewürze, Käse etc. eurer Ahnen. Setzt euch vor dem Kochen mit eine Tasse Tee aufs Sofa und nehmt Verbindung auf zu einer oder mehreren Ahnen. Es kommt euch bestimmt Verschiedenes in den Sinn, mit dem ihr nun euer Risotto würzen könnt – vom Quittengelee über den Korn, vom Kaffee zum Lavendel. Und wenn ihr nun die Stirn runzelt, den Mund kräuselt und denkt „das passt doch überhaupt nicht zusammen“, wisst ihr, ihr nehmt nur eine Essenz davon, wirklich seh,r sehr wenig. Es geht um die Absicht, die innere Verbindung. Und im Rühren des Risottos webt ihr all das hinein: Erinnerungen, Bilder, Gefühle. Und, ja klar, ihr könnt auch beim Kochen, wie beim Waldspaziergang, eine Frage, eine Bitte an die Ahnen richten. Und ich wünsche euch, dass ihr ihre unterstützende weise Botschaft gleich mit hineinkochen könnt und somit euch diese beim genussvollen Essen nährend einverleibt. Und möge die Kraft der Ahnen, ihr liebevolles Geleit, mit auf euren Wegen sein.
Bilder und Texte: Merliana













