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Kategorie: Aktuelles
Eine Geschichte zu Frau Percht
Es war einmal eine Seele, die noch neugieriger auf das Leben war wie alle Seelen das üblicherweise bereits sind. Und das ist schon eine ganze Menge. Also sie war ganz überaus gigantisch neugierig. Nennen wir sie Nosy.
Nosy lebte in der Kiepe von Frau Percht wie die anderen Seelen auch, die zurzeit nicht in einem Lebewesen auf Mutter Erde lebten. In der Kiepe ging es allen sehr gut: Ihnen mangelte es an nichts, sie hatten eine tolle Gemeinschaft und sprachen immer wieder davon, wie es wohl auf Mutter Erde wäre, in diesem oder jenem Lebewesen zu sein. Sie hatten alle schon viele Erfahrungen gemacht: Manche erzählten wie es war, ein starker Stein oder Fels zu sein, andere sprachen von der Weichheit der Wasserwesen, wieder andere erzählten von den überaus vielfältigen Erfahrungen, die sie als Baum, Kraut oder als Moos gemacht hatten. Auch gab es Seelen, die von ihren Erlebnissen als Vogel, Schlange oder als eines der vielzähligen anderen Tiere berichten konnten. Alles sehr, sehr spannend. Und alle hatten eines gemeinsam: Das Gefühl, ganz und vollständig verbunden mit Mutter Erde zu sein und eine Einheit zu bilden mit allen anderen Mitgeschöpfen. Ein wahrlich schönes Gefühl, fand Nosy. Das hatte sie schon mehrfach durchlebt. Und sie wollte noch mehr Erfahrungen sammeln, denn das konnte ja nicht alles gewesen sein. Darum wollte sie beim nächsten Mal unbedingt ein Menschenleben leben, das hatte sie sich fest vorgenommen.
Nun endlich war es so weit! Die dunkle Zeit brach an: die Sonnenstrahlen wurden immer schwächer, die Nacht immer länger und die Winde brausten immer stürmischer und kälter über das Land. Nosy war furchtbar aufgeregt und freute sich auf den wilden Ritt mit Frau Percht und ihrer Hundemeute, die über das Land fegen sollte. Doch zuvor blickte Frau Percht streng in ihre Kiepe hinein zu den vielen Seelen und sprach: Passt gut auf, ihr lieben Seelen! Schaut vorsichtig über den Rand der Kiepe, in welches Elternnest ihr hineinspringen wollt, und passt gut auf, dass ihr nicht einfach zufällig hinausgeweht werdet! Die Winde sind in diesem Jahr besonders heftig und rütteln und rattern an Zweigen und Fensterläden. Haltet euch gut am Rand der Kiepe fest und entscheidet weise, wohin es euch in diesem eurem nächsten Leben hinziehen soll! Besonders wichtig in diesem Jahr ist es, den Menschen die Verbindung zu Mutter Erde begreiflich zu machen. Also wenn ihr euch für ein Menschenzuhause entschließt, vergesst nicht alles, was ich euch bisher beigebracht habe! Sondern behaltet das Wissen darüber, dass alles Eins ist, tief in eurem Seelenherzen, lasst es dort aufleben und bringt es zu den Menschen.
Und dann – hui! – ging es los mit Saus und Braus über die nächtliche Landschaft! Die Hundemeute bellte, die Winde brüllten und Frau Percht lachte lauthals los, als sie die wilde Jagd über die Lande führte. Was war das für eine Pracht! Nosy schaute über den Kiepenrand und hielt sich fester als fest an ihm fest. Sie genoss den wilden Ritt, den pfeifenden Wind, das Lachen der Percht und die Ausblicke über Wälder, Seen, Felder, Wiesen und Dörfer. Die Seelen halfen Frau Percht, an den Fensterläden und losen Türen zu rütteln und zu schütteln und hatten einen Heidenspaß! Eine Seele nach der anderen schlüpfte aus der Kiepe in ein Elternnest hinein – zu dem Eselspaar, den Kaninchen, in Baumkronen, ins Wasser und in Häuser hinein. Doch Nosy wollte noch mehr sehen! Sie wollte die Welt noch länger von oben bestaunen können und blieb in der Kiepe festgeklammert.
Dann kamen sie über eine Stadt dahingebraust und Nosy machte große Augen – wie fade war das denn! Alles fest verschlossen, so wenig Bäume, um daran zu schütteln, und so wenige Tiere, denen man das Fell zerzausen konnte. Die Läden der Fenster waren fest verschlossen, die Menschen gingen unter ihren Schirmen gebeugt oder saßen in Autos und Bussen – man kam gar nicht an sie heran! Nur Müll konnte Nosy herumwirbeln. Auch gab es zwar viel elektrisches Licht, aber das war so grell, dass Nosy keine Lust verspürte, sich dorthin zu begeben. Da wurde sie ganz traurig und dachte, dass sie in diesem Jahr wohl den Anschluss an ein Leben auf Mutter Erde verpasst hätte. Sie musste wohl ein weiteres Jahr warten, um ein passendes Elternnest zu finden.
Doch da! Am Ende einer Straße mit etwas kleineren Häusern, die in Gärten standen, am äußeren Rand der Stadt, sah sie ein kleines Wunder. Eine Menschenfrau hatte eine Schale weißen, süßen Griesbrei auf ihr Fensterbrett gestellt. Ihre Fensterläden waren geöffnet und ließen den Blick frei auf eine einladend brennende Kerze hinter der Fensterscheibe. Diese war geschmückt mit Strohsternen und grünen Eibenzweigen. Die Frau selbst saß in einem gemütlichen Schaukelstuhl mit einer Decke um sich und einer dampfenden Teetasse in ihrer Hand da und blickte hinaus in die Nacht. Ihr Zimmer war voller Bücher, an der Wand sah Nosy einen Kräuterbuschen und in den Ecken viele kleine Wesen, die ihr auffordernd zuwinkten. Die Frau sah durch ihr Fenster den wilden Wolken zu und lachte, als würde sie Frau Perchta selbst bei ihrem wilden Ritt beobachten. Da wusste Nosy, dass sie genau die richtige Mutter gefunden hatte und sprang in einem großen Satz aus der Kiepe in ihren Schoß. So warm, weich und geborgen – das konnte nur gutgehen. Und so begann ganz zart und behutsam das neue Menschenleben von Nosy, der neugierigsten Seele der gesamten Kiepe von Frau Percht. Was wohl in diesem Leben aus ihr geworden ist? Das dürft ihr euch alle einzeln ausmalen!
AnaNut
Ein persönliches Wirken zu deiner inneren Holla am 6. Januar
Schaffe dir einen ruhigen, gemütlichen Ort mit schönem Licht und stelle sicher, dass du eine Zeit lang – deine Zeit lang – unbeeinflusst sein wirst von Störungen und von außen kommenden Wünschen. Nimm dein Schreibbuch für Gedanken oder ein schönes Heft, dein Lieblings-Schreibzeug und ggf. etwas Wärmendes zu trinken. Setze dich gemütlich hin, betrachte deinen Raum und stelle dir dabei vor, dass er dich schützend umgibt, sodass du dich ganz in Ruhe und so lange du es brauchst, dich mit dir selbst beschäftigen kannst. Durchwandere dann in Gedanken nach und nach deinen Körper – von den Füßen bis hin zu deinen Haarspitzen. Denke dabei an dein jeweiliges Körperteil, spüre es und lockere es dann. Sobald du fertig bist, atme dreimal tief in deinen Bauch, halte die Luft dort ein wenig und lass sie wieder los.
Nun besinne dich auf die letzten 12 Tage, die seit der Weihnacht vergangen sind und bitte die wissende, gutmütige Frau Holle, dir dabei zu helfen:
- Wie war deine Grundstimmung?
- Gab es wichtige Begebenheiten und Erkenntnisse?
- Falls du Karten gezogen hast: Welche waren es? Welche waren besonders wichtig?
- Welche schönen Momente und welche guten Begegnungen haben dich bereichert?
- Was war schwierig in diesen Tagen und wobei hast du dich unwohl, verletzt oder überfordert gefühlt?
Schreibe dir auf, was für dich besonders und wichtig war.
Wenn du fertig bist, schließe deine Augen und lass deine Reflexion in dir nachwirken. Bleib dabei bis du dich ganz ruhig fühlst. Atme gleichmäßig und ruhig.
Lasse dann ein warmes Licht vor deinem inneren Auge aufleuchten. Betrachte es und fühle nach, was du ab jetzt tun möchtest und was du vielleicht loslassen möchtest. Mache es vor deinem inneren Auge so konkret wie möglich – ein wunderschönes Bild. Nun finde Töne oder Worte, die dein Bild ausdrücken und bekräftigen. Summe, singe oder sage sie so lange, bis sich alles ganz rund anfühlt.
Öffne deine Augen und atme dein wunderschönes Bild tief ein. Schreibe oder male deine Quintessenz auf. Segne deine gefundene Essenz mit den Worten „so soll es sein!“ und lasse auch Frau Holle deine Essenz segnen.
Nun räkel und strecke dich, wackle mit Armen und Beinen und führe ein kleines Tänzchen auf, falls du das möchtest. Mit einem dreimaligen Klatschen öffnest du deinen geschützten Raum wieder für den Alltag. Du wirst dich immer wieder an deine Raunacht-Qintessenz erinnern und dir dein inneres Bild zur Stärkung und Erinnerung vor Augen holen können, falls du es brauchst.
Nun bedanke dich bei Frau Holle und stelle ihr einen Brei oder ein paar Nüsse in einer Schale vor die Tür, auf deinen Balkon oder an einen Platz in der Natur. Nach einer Nacht kannst du den Schaleninhalt Mutter Natur geben, falls noch etwas Materielles davon übrig ist.
Bridget und AnaNut
Ahnenfrauen und Vormütter
An Samhain und in unserer christlichen Kultur Allerheiligen / Allerseelen sind die Schleier zu den anderen Welten dünn. Und so ist es auch eine Zeit, in der wir die Nähe, die Verbundenheit zu unseren Ahnen, unseren Ahnfrauen, unseren Vormüttern stärken, und sie in Dankbarkeit ehren können.
Unsere Ahnfrauen, unsere Vormütter, haben unsere Wege bereitet. Aus ihrem Wissen, aus ihrem Wirken und aus ihren Erfahrungen, schöpfen und wachsen wir. Ihre Gesänge und ihre Geschichten erzählen von den Farben des Lebens, von den Farben des Seins, von den Farben der Liebe. Sie singen von Verbundenheit mit Mutter Erde und dem Kosmos, von der Verbundenheit mit allen Geschöpfen und der Verbundenheit mit dem göttlichen Sein. Sie tragen den Funken der Schöpfung zu uns und ermutigen uns, unser Feuer zu nähren, es zum Leuchten zu bringen und zum Wohle aller einzusetzen. Und ja, sie singen nicht nur von der Freude, dem Frieden und dem Glück – nein, in ihren Liedern erhält auch der schmerzhafte Verlust, das Scheitern, die Wut und die Verletzung ihren Raum. Es ist ein vielstimmiger und manchmal ein schrägtönender Gesang. Ihre Geschichten und Mythen öffnen uns Räume zu tief verborgenem Wissen und erwecken diese und die Erinnerung in uns, in unseren Zellen.
Das Sein unserer Ahnen ist Mutterboden – ein Wurzelnetz, zart und stark, welches uns nährt und mit dem unsere eigenen Wurzeln eine Verbindung eingehen. Es ist ururalt und wirkt durch die die Zeiten hinweg, durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. In Dankbarkeit spüren wir Verantwortlichkeit als Mitgestalterinnen und Mutterbodenerhalterinnen für die, die nach uns kommen.
Manchmal ist die Verbindung zu Vormüttern, Müttern, Großmüttern, etc. geprägt von seelischen und/oder körperlichen Verletzungen. Da ist zur eigenen Heilung Distanz notwendig. Oder manchmal hat frau sie nie persönlich kennengelernt und Verbindung aufzunehmen ist dadurch schwer bis unmöglich. Doch Ahnfrauen und Vormütter müssen nicht unbedingt zur familiären (Bluts-)Linie gehören. Mit Blick auf die eigene Lebens- und Beziehungslandschaft begegnen uns Frauen, die uns geprägt, uns gelehrt, uns ermutigt, uns etwas geschenkt und uns vielleicht wohlwollend eine Zeit lang begleitet haben.
Lasst uns die Augen schließen und unser Herz öffnen für die lange Reihe der leiblichen und nicht-leiblichen Vormütter. Derjenigen Ahnfrauen, die hinter uns stehen, uns den Rücken stärken, uns manchmal den Impuls für den nächsten Schritt schenken, uns halten, wenn wir unseren Halt verloren haben, uns an unsere Einzigartigkeit erinnern, uns zuflüstern, dass wir jemand ganz Besonderes sind, wenn wir an uns zweifeln, uns ermutigen, widerständig zu sein und uns einzusetzen, für Mutter Erde und ihre Seinsformen.
Merliana
Der Wacholder
Vor kurzem war ich auf der Limburg, auf der schwäbischen Alb. Ein Wacholderstrauch hat mich magisch angezogen. Dunkelgrün und geheimnisvoll stand er vor dem strahlend blauen Himmel und offerierte mir seine Beeren. Es ist ja bekannt, dass der Wacholder unsere Abwehrkräfte stärkt, und woher die Altvorderen das wussten, wurde mir sehr schnell klar, als ich ein paar Beeren ernten wollte. Ich habe mit seiner Wehrhaftigkeit und seinen spitzen Nadeln Bekanntschaft gemacht.
Der Wacholder ist ein europäischer Totembaum, ein magischer Baum. Er wurde zu alten Zeiten sehr verehrt und um ihn ranken sich viele Geschichten. Beeren des Wachholders wurden bereits an steinzeitlichen Feuerstellen gefunden, was belegt, wie lange er bereits genutzt wird. Mit seinem Holz wurde geräuchert. Auch seine Beeren hat man verräuchert und zu Zeiten der Pest wurde der Wacholder als Abwehr- und Stärkungsmittel eingesetzt. Immer wieder liest man über einen Vogel, der zu Pestzeiten gerufen hat: “Esst Wacholder und Bibernell, dann sterbt ihr net so schnell“.
Seinem starken Aroma wurde die Vertreibung von Krankheiten und bösen Mächten zugesprochen. Und seine magische Kraft überschreitet sogar die Grenze vom Leben zum Tod. Er galt als Hüter der Schwelle, weil nach altem Glauben die Seelen der Verstorbenen nicht unwiederbringlich gegangen sind, sondern sich noch im Schutz des Wacholders aufhalten. Oft wurde deshalb in der Nähe von Sterbenden Wacholder geräuchert und man hatte die Hoffnung, dass sich der Tod noch einmal vertreiben lässt und die Seele zurückkommt. Aus seinen Beeren kann man ein Amulett machen, zum Beispiel aufgefädelt als Kette um Arm oder Hals, dann ist man vor unguten Energien geschützt. Der Wacholder hat eine stark desinfizierende Wirkung. Man kann Räume mit einer Wacholderräucherung klären, oder seine Aura damit von unguten Energien befreien. Oder man zerkaut die Beeren und schützt sich so ganz praktisch beispielsweise vor Erkältung.
Sein Rauch vertreibt alles Böse. Deshalb können wir uns und unseren Ritualplatz mit Wacholder räuchern und können dann geschützt meditieren oder unsere magischen Wirken durchführen. Wenn wir in unseren Samhain-Ritualen eine Wacholderbeere zerkauen, können wir uns mit der alten, dunklen Göttin verbinden, in Kontakt mit ihr gehen und um ihren Schutz in der dunklen Zeit bitten.
Rhiannon
Die Eibe – Tod und ewiges Leben
Dunkel im Stamm und Nadelgrün, knöchrig und etwas unheimlich steht sie da, die Eibe, der mystische heilige Baum, der mit den Todes-Göttern und -Göttinnen verbunden ist und gleichzeitig das ewige Leben symbolisiert.
In Frankreich zog mich ein kleiner Eibenhain an, seiner Ausstrahlung konnte ich mich nicht entziehen. Hier, in diesem sonst recht lichten Garten eines zerfallenem Klostergeländes, luden die Bäume mich ein, innezuhalten, und die Furchen im Stamm und den einzigartigen Wuchs genauer zu betrachten. Eine Ruhe und Tiefe ging von diesen Bäumen aus, die mich berührte, und trotz der dunklen Wirkung in mir Frieden auslöste. So ließ ich mich nieder, dankbar über den Schatten und die Kühle, und begann über die Eibe nachzusinnen.
Jetzt, in diese Jahreszeit, passt sie gut mit ihrer dunklen Ausstrahlung. Zu Samhain, wenn die Schleier zu unseren Ahnen dünn sind, und wir ihre Gräber besuchen, begegnen wir ihr als sanfte Hüterin der Toten auf dem Friedhof. Hier steht die Eibe in ihrer spirituellen Dimension, die uns an den Tod und an die ewig lebenden Seelen erinnert.
Die Eibe ist ein sehr, sehr alter, besonderer Baum, der bis in die Eisenzeit in Europa in großen Wäldern weit verbreitet war. Sie ist ein Urbaum mit einer Geschichte, die 200 Millionen Jahren zurück reicht, was Fossilienfunde uns bestätigen. Der sehr langsame Wuchs und ihr begehrtes Holz, welches hart und gleichzeitig biegsam ist, wurde ihr zum Verhängnis. Waffen wie der Eiben-Langbogen, Speere, aber auch Nägel für Schiffe reduzierten den langsam wachsenden Eibenbestand in ganz Europa radikal. Gehalten haben sich manche alten Bäume auf Friedhöfen oder an anderen heiligen Stätten, die uns ein Hinweis auf ihren spirituellen Aspekt als Todes- und Lebensbaum sind.
Der Todesaspekt der Eibe ist sehr schnell gefunden, denn bis auf den roten Samenmantel der kleinen seltsamen Beeren, sind alle Teile an diesem Baum giftig. Das meiste Gift sitzt in den Nadeln, doch auch das Holz und die Samen, die in den Beeren stecken, sind tödlich (allerdings braucht es mehr als 60 Samenkerne für einen Menschen, um zu sterben). So kann sie uns tief ins Reich der Dunkelheit zum Tod führen, und hält gleichzeitig die Kraft der Ewigkeit und der Regeneration als „Baum des Lebens“ in sich. Denn Eiben können, wenn wir sie lassen, nahezu ewig leben und sich immer wieder erneuern. Dazu haben sie gleich 3 Methoden entwickelt. Ihre Äste können sich in alle Richtungen ausdehnen. Berühren sie dann den Boden, bilden sie Wurzeln, aus denen neue Bäume und runde Haine um den Mutterbaum entstehen. Es gibt weibliche und männliche Eiben, doch wenn es nötig ist, kann sie beide Geschlechter auf einem Baum ausbilden oder ihr Geschlecht ganz ändern. Was mich besonders fasziniert ist, dass nach mehreren hundert Jahren der Stamm innerlich zu faulen beginnt und gleichzeitig von oben her neue Wurzeln in Richtung Erde wachsen, die dann in einem langen, langsamen Prozess einen neuen Stamm bilden. Der alte Stamm verfällt, und diese Besonderheit macht es nahezu unmöglich, das wahre Alter der Bäume zu bestimmen. Es gibt somit nur Schätzungen von alten, noch lebenden Eiben auf ein Alter von 1.300 bis zu 5.000 Jahren.
Unsere Ahnen sind über Jahrtausende durch Eibenwälder gestreift. Sie trugen Amulette zum Schutz und zur Stärkung vor Gefahren aus ihrem Holz und verehrten sie als heiligen Baum.
Die heilige Eibe kann uns eine Führerin sein in der Dunkelheit, beim Weg in die Tiefe. Sie kann uns helfen, mit den Ahnen in Verbindung zu treten und ihren Weisheiten zu lauschen. Mit ihr sind wir geschützt und im Vertrauen, denn sie zeigt uns, dass es viele Wege der Erneuerung gibt, und Tod und Leben zusammengehören. Im Begreifen ihrer Kraft können wir Ruhe, Verlangsamung und tiefen Frieden empfinden. Der dunkle mystische, knöchrige Baum schenkt uns dann die spirituelle Dimension des Eingebundenseins in das ewige Werden und Vergehen.
Mein Erleben im Sommer nehme ich jetzt mit in die dunkle Jahreszeit. Ich verbinde mich mit ihrer Kraft und lasse mich beim Abstieg von ihr führen, bereit, nach innen zu schauen zum Grund meiner Seele. Das Außen, dass, was jetzt sterben will, darf vergehen. In der alten Hülle im Dunklen finde ich Ruhe, wohl wissend, dass von oben neue Wurzeln wachsen werden.
Vielleicht begegnet ihr diesem alten weisen Baum. Dann schenkt ihm eure Aufmerksamkeit und lauscht, was für eine Botschaft er für euch bereithält. Ein Tipp und ein sehr besonderes Erleben ist der noch existierende Eibenwald in Paterzell mit zirka 2.000 teilweise sehr alten Eiben – ein Erleben der ganz besonderen Art.
Bridget
Literatur:
Blätter von Bäumen – Susanne Fischer Rizzi
Der Geist der Bäume – Fred Hageneder
Die Weisheit der Göttin Hekate
Das Licht im Spätherbst kann die Landschaft in surreale Klarheit tauchen und die Farben in größter Pracht leuchten lassen. Daneben wallt der Dunst im Tal, liegt und zaubert die Welt samtig weich. Die Natur hat ihr schönstes Kleid angelegt, und doch wird das Jahr müde und träumt seinem Ende zu.
Mit Hekate an unserer Seite treten wir jetzt ein in die dunkle Jahreszeit. Sie ist Göttin der Übergänge in neue Lebensphasen, in neue Richtungsentscheidungen, des Übergangs in das Älterwerden und in die Anderswelt. Oft wird sie mit der Fackel dargestellt, mit der sie uns den Weg ins Ungewisse erhellt. Sie ist eine eher dunkle Gestalt, aber voller tiefem Wohlwollen für die Menschen, und in ganz besonderer Weise für uns Frauen. Sie ist die Hüterin des magischen Wissens und von ihr lernen wir, dass wir für unsere Lebenskompetenz und die Bewältigung der Herausforderungen nicht Macht brauchen, sondern Weisheit. Auch dies ist in ihrem Symbol der Fackel dargestellt. An ihren Beinamen erkennen wir die Hilfestellungen, die sie uns geben kann: Sie hält das Böse fern, steht an den Wegkreuzungen unseres Schicksals, sie ist die Torhüterin, die Schlüsseltragende, die Führerin, Lichtbringerin, die Heilerin.
Wenn wir vor einem herausfordernden Übergang stehen, wenn uns die Dunkelheit, die uns umgibt, Angst macht, wenn wir uns bedroht fühlen von der Pandemie, von der Erderhitzung und der Rüstungsspirale, dann wenden wir uns – nachdem wir auf der sichtbaren Ebene das uns Mögliche getan haben – an Hekate. In diesem Jahr, in dieser Phase deckt sich der Prozess des Übergangs im Jahreskreis mit dem großen Übergang, in den wir als Weltgesellschaft hineingestellt sind. Wir erleben auch im Großen den Untergang der alten Ordnung, ohne dass schon das Neue am Horizont zu ahnen ist. Wir verbinden uns mit Hekate, stellen ihr eine kleine Gabe an all die symbolischen Übergänge im Alltag wie zum Beispiel, an Wegkreuzungen oder an Türschwellen hin, vergegenwärtigen uns den Wandel mit seinen Bedrohungen und seiner Hoffnung, und bitten sie um ihren Schutz und ihre Weisheit.
Am Ende des keltischen Jahres, zu Samhain, ist es eine gute Gelegenheit, sich von demjenigen absichtsvoll zu trennen, das wir nicht mehr brauchen. Hekate kann uns beim Loslassen unterstützen: Welchen Groll, welchen Zorn, welchen Frust – auch vielleicht auf mich selbst – brauche ich nicht mehr? Welche Illusion kann ich aufgeben? Ich finde draußen für jedes benannte Thema ein buntes Herbstblatt, entzünde eine (schwarze) Kerze auf dem Hausaltar und verbrenne das Blatt, zum Beispiel mit den Worten: „Liebste Hekate, XXX hat lange genug auf mir gelastet, ich nehme XXX jetzt weg von mir und gebe es an Dich. Nimm es an und verwandle es, und lass mich mit leichtem Herzen meinen Weg weitergehen.“
Ich visualisiere, wie sich mein Groll, meine Illusion im Rauch auflöst, nehme die Asche und streue sie in den Wind oder in fließendes Gewässer. Ich danke Hekate mit Worten, einem Lied, oder einem kleinen Tanz.
Avesta
Blau – Ruhe, Konzentration und Ewigkeit
An Lammas – Kräuterweihe, liegt in unserer Mitte ein kornblumenblaues Tuch, ein kraftvolles Blau, welches in der Farblehre mit Zufriedenheit, Ruhe, Vertrauen und Verlässlichkeit assoziiert wird. Blau bringt unserer Seele zur Ruhe, stärkt unsere Regenerationskraft und schenkt uns ein Gefühl der Zufriedenheit. Stress und Hektik bauen sich ab, unsere Muskeln lockern sich, wir werden ruhig und gelassen.
Diese so heilkräftige Farbe gehört zu Lammas – Kräuterweihe, dem Jahreskreisfest, an dem wir für die Heilung auf allen Ebenen wirken, an dem wir unseren heilkräftigen Kräuterstrauß binden, der uns mit der Lichtkraft des Sommers über die dunkele Zeit tragen wird.
Für unsere gesammelten Pflanzen nutzen wir das uralte Wissen unserer Ahnen, dass Ruhe, Konzentrationskraft sowie die kühlende Wirkung von Blau harmonisierend auf sie wirkt. Deshalb füllen wir unsere magischen Tinkturen und Salben, die wir herstellen, gerne in blaue Flaschen oder Gläser, in denen die Heilkraft besonders lange erhalten bleibt.
Ich verbinde zudem mit diesem Blau das kosmische Himmelsgewölbe und das tiefe Blau des Wassers. Die Weite der Ewigkeit verbindet sich für mich mit der Tiefe der Seele und lässt meinen Blick in beide Richtungen weit werden. Innerer Friede ist dann in mir und ich fühle mich eingehüllt und behütet wie in dem blauen Mantel von der großen Göttin Maria oder unter dem Himmelsdach der Göttin Nut.
Jetzt in der Hochsommerzeit erlebe ich diese Schönheit im Freien, am Wasser im Meer und in sternklaren Nächten. Wir können alle dieses heilende Blau zu uns holen, unsere Seele beruhigen, unsere gesammelten Kräuter betten und uns regenerieren, uns heilen in unruhigen Zeiten.
Bridget
Um was geht es? Was sollen wir tun? Ein Orakel in herausfordernden Zeiten
Liebe weise und wilden Frauen,
viele von uns sind in Sorge darum, wie wir in dieser Zeit der Zerstörung nicht als Teil der Krise agieren, sondern Impulse der Friedfertigkeit und des Guten Lebens für Alle in den Zeitgeist hineinweben können.
Es ist schon eine Weile her (genau 9 Jahre, 2014), als die Krisen schon am Horizont aufschienen. Was kommt auf uns zu? Wie können wir uns auf das Kommende einstellen? Wir entschieden uns dafür, Hinweise aus der Anderen Wirklichkeit dazu zu erbitten und ein Großes Orakel auf der Teck zu zelebrieren, das traditionelle Seidr-Orakel.
Die Antworten, die unsere Orakelpriesterin von der Anderswelt empfing, sind auch heute, nachdem die Krisen anschwellen, anregend für unser Denken, Fühlen und Handeln und inspirierend für unsere Praxis. Darum habe ich unsere Fragen und die Antworten, die unsere Orakelpriesterin durch die Anderswelt empfing, wieder ausgegraben. So haben alle, die schon lange auf dem Weg der Weisen Frauen gehen, einen Erinnerungsimpuls, für alle inzwischen dazu gekommenen Frauen ist es eine Inspiration.
Ausgangspunkt für das Ritual vor neun Jahren war die Sorge um das Leben auf der Erde, das immer gefährdeter ist, wie Kriege und Verbrechen an der Natur und am Leben immer größere Ausmaße annehmen, die Elemente Erde, Wasser und Luft/Klima immer mehr in ihrer Substanz beschädigt sind und die Zukunft des Lebens auf dieser schönen Erde ungewiss ist. Was bedeutet es für uns Weise Frauen, die Generation zu sein, die in dieser Übergangszeit lebt?
Frage:
Wir sind in großer Sorge um das gesamte Leben auf dieser Welt. Wir sind ratlos, manchmal auch verzweifelt. Wo treibt das alles hin? Gibt es hinter der aktuellen Entwicklung eine weise Absicht? Was ist ihr Sinn?
Die Seherin antwortet:
Weit ist der Faden – nicht gesponnen
Wohin er führen mag ist offen.
Licht durchflutet den Faden
Licht webt sich in die Welt
Nehmt den Faden und die Spur und webt das Netz
Nimm die Spur
Webt den Faden
Folgt den Spuren des Fadens
Seht die Lichtpunkte – seid dort und nehmt sie auf
So werdet ihr voll Zuversicht und vertrauen weben und lauschen
Traut euch
Ihr seid nicht allein, ihr seid nahe
Ihr seid nicht allein
Göttin für die Gegenwart: Friedensgöttin EIRENE
Juni 2023
Heitere, wonnevolle Frühsommertage dürfen wir erleben: Die Mauerseglerin fliegt jauchzend in den azurfarbenen Himmel, und die wohlmeinenden guten Kräfte aus den Welten haben die Schönheit des Lebens für alle Geschöpfe auf der Erde ausgebreitet. Das nährt unsere Seele.
Aber gleichzeitig haben gewisse Menschen für uns ein unschönes Kontrastprogramm im Köcher:
Es liegen 35.000 Tonnen CO2 und der Benzingeruch von Kampfjets in der Luft, und auch der Brandgeruch eines eskalierenden großen Krieges ist nicht ausgeschlossen. Denn ab Montag, 12. Juni 2023, werden wir mit dem größten NATOmanöver aller Zeiten beglückt werden, dessen Kampfjets über Deutschland dröhnen werden. Und das von hier aus weiter östlich lebende Menschen in Angst und Schrecken versetzen soll …. Hoch riskant.
Auf diesem Hintergrund bin ich heute Nacht mit ein paar Impulsen von der griechischen Friedensgöttin EIRENE beschenkt worden, die ich mit euch teilen möchte.
EIRENE ist eine Verkörperung des reinen Friedens. Sie wird mit Flügeln dargestellt und mit einem Botenstab, denn sie ist schnell: In wacher Einsatzbereitschaft eilt sie sofort herbei, wohin immer sie gerufen wird. Ja sie wartet geradezu darauf, dass sie gerufen wird … Unsichtbar ist sie immer präsent. Im übertragenen Sinne bedeutet dies, das Frieden ein für unser Bewusstsein und unsere ganze Existenz jederzeit zugängliches Lebenselement ist. Frieden ist immer da, und möglich. EIRENE ist immer bereit, ihre Wesenskräfte auf uns zu übertragen, in uns einströmen zu lassen. Allerdings drängt sie sich nicht aus sich selbst heraus auf – wir können sie rufen, hereinlassen, wir sollen wollen, dass sie bei uns ist.
An dieser Stelle wird die spirituelle Seite des Friedens sichtbar: EIRENE hereinlassen könnte heißen zu fragen: Wie kann ich jetzt in dieser Situation zum Frieden beitragen? Was ist jetzt dran?
Sehr wirkungsvoll ist EIRENE, wenn sie uns auf die Idee bringt, bei uns selbst zu beginnen: Wo nehme ich mein Gegenüber nicht wahr, wo verschließe ich mich? Wo wende ich ohne es zu wollen Gewalt an? … und das Leben im Patriarchat ist reich an Gelegenheiten zur Gewalt: eine herablassende Äußerung, Abwertung usw. EIRENE lässt mich auch danach fragen, was mich eine Spannungssituation lehren kann, was ich von einem anders denkenden oder anders fühlenden Menschen lernen könnte?
Ein wichtiges Attribut in der altgriechischen Darstellung von EIRENE ist das Horn des Überflusses und der Fülle, die sich sofort einstellt, wenn EIRENE bei den Menschen wohnen darf. Allgemeiner Wohlstand und ein gutes Leben für alle hat Frieden zur Voraussetzung. Dagegen ist materieller Reichtum der sogenannten Eliten durchaus mit Krieg vereinbar, oft sogar die Folge des Krieges. Manchmal wird EIRENE auch mit einem abgebrochenen Speer in der Hand dargestellt – für mich ein Hinweis auf die bereits in Altgriechenland gewonnene Erfahrung, dass sich EIRENE für ihren Friedenseinsatz niemals aufrüstet.
Die Herkunft und Familie von EIRENE ist so aufschlussreich wie ein modernes Handbuch zur Friedensforschung: Ihre Mutter ist Themis, als die Verkörperung der alten mütterliche Ordnung, in der die Sorge für das Ganze und das Gemeinwohl und die Unterstützung der Schwächeren im Zentrum steht. EIRENEs Schwestern sind Dike, die Gerechtigkeit und Eunomia, das Prinzip der wohltuenden Regeln des Zusammenlebens. Gute Gesetze sind solche, die die natürliche Ordnung der Dinge widerspiegeln.
EIRENEs Problem in der aktuellen Situation ist, dass entscheidende Mächte ihr Eingreifen und ihre Hilfe einfach nicht wollen, solange der Krieg für sie einträglich ist. Ihr wisst ja, der Speer, den sie in der Hand trägt, ist abgebrochen: Sie setzt keine Gewalt ein um zum Zug zu kommen. Wir müssen Frieden wollen. Und möglichst noch ehe die Dimensionen der Zerstörung von Menschen, Natur und Gesellschaften so schlimm sind, dass auch die Profiteure nicht mehr profitieren und der Schaden auch auf sie selbst übergreift.
Dennoch bleibt die gute Nachricht:
Frieden ist immer da, und möglich. Frieden ist immer eine verborgene Dimension in jedem Konflikt. Und EIRENE ist immer bereit, ihre Wesenskräfte auf uns zu übertragen und Friedfertigkeit in uns und in die Welt einströmen zu lassen.
Das ist meine Hoffnung.
Avesta