Blick in Herbstlaub einer Linde

Gartengewisper zum Samhain-Ritual

Ich bin hier die Linde und schütze mit meinen Zweigen das Haus und alles andere Lebendige in der Nähe. In meinen Zweigen wohnte in diesem Jahr ein Amselpärchen und von Zeit zu Zeit schlafen ein paar Fledermäuse über Tage in meinen Rindenspalten. In diesem Jahr zähle ich meinen 364sten Sonnenlauf und möchte euch etwas erzählen, was mich sehr beeindruckt hat.

Wie immer um diese Jahreszeit zog ich mit meinen kräftigen Wurzeln den Saft und alles Wichtige aus meinen Blättern und Zweigen, um mich auf die kalte Zeit vorzubereiten. Meine Herzblätter huldigten ein letztes Mal der Sonne in goldgelben Farben und viele verabschiedeten sich schon und sanken zu Boden. Die Nächte dehnten sich wie gewohnt aus und eine leichte und zarte Stimmung verbreitete sich.

An dem Tag im Herbst, der sich stets so besonders anfühlt, trafen sich in der Abenddämmerung einige Menschenfrauen in meinem Garten und erschufen eine lebendige Energiekuppel um sich herum. Das hatte ich schon ein paar Mal mitbekommen, doch diesmal wurde es noch magischer. Sie riefen zwar wie immer die Kräfte der Elemente und von Göttinnen an, sangen und sprachen über die aktuelle Jahreszeit. Auch die kleinen Energiewesen des Hauses und des Gartens interessierten sich, kamen hinzu und belebten die Energiekuppel. Die Katze saß in einigem Abstand und die Krähen auf dem Hausdach schauten leise zu.

Doch dann riefen die Frauen ihre Ahnen an und ich sah, dass sich zarte Schleier hinter jeder Frau öffneten und leuchtende Wesen heraustraten. Einige kannte ich schon, denn sie lebten vor ihrem Tod als Menschen hier im Haus. Doch andere hatten den Duft von fernen Welten an sich und brachten völlig neue Energien mit, die ich noch nie gespürt hatte. Alle diese Wesen waren voller Zuneigung und Liebe für die Menschenfrauen und auch mit deren Energiemantel verbunden. Sie waren hinter und neben den Frauen, bereicherten die Energiekuppel und die Frauen selbst wurden auch bereichert durch „ihre“ Unterstützer-Wesen. Was für ein zauberhaftes und wunderschönes Wechselspiel von Energiefarben zwischen den Menschenfrauen und den Energiewesen! Ein Tanzen und zartes Wirbeln, das die Frauen ganz leicht machte und stärkte. Jede von ihnen dankte den Wesen für ihre Unterstützung und stellte ein kleines Tablett voller köstlicher Speisen und Getränke hinter sich, an denen sich „ihre“ Wesen laben und stärken konnten. Das war eine Freude auf allen Ebenen!

Dieses wundervolle Geschehen lockte noch weitere Gartenwesen heran, die sonst weniger mit den Menschen zu tun haben wollten. Da waren die zögerlichen Zwerge, die uralten Elfen, die windigen Sylphen und auch der Kiefern-Geist von gegenüber. Sie bewahrten etwas Abstand, wiegten sich im Rhythmus des Tanzes und schauten dem Treiben wohlwollend zu. Mir prickelte es in meinen Adern!

Jetzt kam ein Teil, bei dem die Frauen meine Herzblätter, die sie vorher in kleinen Haufen vor sich gesammelt hatten, mit Liebesenergie aufluden. Nicht, dass ich nicht schon viel Herzensenergie in sie hineingesteckt hätte, aber sie taten das ihre und das der Helferwesen noch hinzu. Und dann warfen sie in einer gleichzeitigen Bewegung und mit großem Schwung die Blätter in die Luft und sandten die Liebesenergie hinaus in ihre Welt, damit sie die Menschheit friedlicher machen sollte. Ich sah einen kraftvollen Strahl nach oben und in die Welt strömen und dachte noch „das scheint zu funktionieren“.

Text und Bilder: AnaNut

Herbstlaub